Titus 2: Der Charakter einer gottesfürchtigen Frau-Selbstbeherrschung (Teil 1)
In diesem Artikel über Titus 2 und dem Charakter einer gottesfürchtigen Frau, möchten wir uns nun der zweiten Charaktereigenschaft widmen, die Paulus in Titus 2,4 + 5 auflistet. Wie der Titel verrät, handelt es sich dabei um die Eigenschaft der Selbstbeherrschung.
Titus 2,4 + 5: Dass sich die alten Frauen gleicherweise so verhalten sollen, wie es Heiligen geziemt (…) damit sie die jungen Frauen unterweisen (…), besonnen (…) zu sein, (…) damit das Wort Gottes nicht verlästert wird!
Selbstbeherrschung! „Bitte nicht dieses Thema!“ Denkst du vielleicht gerade und eventuell fiel dir sogar das Öffnen von diesem Artikel etwas schwer. Wir reagieren auf dieses Thema gerne wie meine Zweijährige, wenn man sie fragt, ob sie die Windeln voll hat. „Nein“, antwortet sie jeweils ganz bestimmt, da sie die Prozedur vom Windelwechseln lieber umgehen möchte. Insgeheim hoffend, dass niemand dieses verdächtige Geschmäckle wahrnimmt, von etwas, das sie ganz genau weiss, das “bäää” ist.
Und so verdrängen auch wir dieses Thema lieber, weil wir genau wissen, dass es etwas unangenehm werden kann, wenn wir es anpacken. Doch wie unsere Jüngste nach dem Wickeln, wirst auch du froh sein, dich diesem Thema gestellt zu haben.
Selbstbeherrschung, nicht gerade ein Wort, das wir in unserem Alltag noch häufig hören und eine eher “akzeptierte” Sünde unter uns Christen. Denn, was macht es schon, mal schnippisch zu reagieren, man muss ja nicht immer alles auf sich hocken lassen. Oder wenn man etwas zu viel isst, schliesslich darf man mal geniessen. Und überhaupt, wer schafft es schon immer (selbst-) diszipliniert zu sein!?
Doch eines der Verhalten, dass wir in Titus 2 finden, das für eine gottesfürchtige Frau angebracht ist, selbstbeherrscht oder eben besonnen zu sein, wie es in unserem Text steht.
Wenn wir im Duden nachschlagen, finden wir unter Besonnenheit folgende Definition: ruhig und vernünftig abwägend, sich nicht zu Unbedachtsamkeiten hinreissen lassend.
Auch Wikipedia hat eine brauchbare Definition für uns: Besonnenheit (altgriechisch σωφροσύνη, sophrosýne)1bezeichnet, im Unterschied zur Impulsivität, die überlegte, selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder Taten zu vermeiden.
Die Wörter Selbstbeherrschung und Besonnenheit kommen sich sehr nahe, sie definieren sich gegenseitig und teilen im Griechischen dasselbe Wort. Darum kann Besonnenheit auch mit Selbstbeherrschung umschrieben werden. Da Selbstbeherrschung für uns heute ein etwas gängigeres Wort ist, werde ich in diesem Artikel darum eher diesen Ausdruck verwenden.
Gründe, warum diese Aufforderung zur Selbstbeherrschung in diesem Text im Titusbrief steht, gibt uns wieder einmal der Zusammenhang vom ganzen Brief. Die Kreter waren nämlich nicht gerade bekannt als sehr besonnene oder eben selbstbeherrschte Leute. Paulus bezeichnet sie sogar als Lügner, böse, wilde Tiere und faule Bäuche (Titus 1, 12). Nicht gerade die Beschreibung einer selbstbeherrschten Person und somit eindeutig keine Charakterstärke der Kreter.
Paulus legt mit dieser Aufforderung zur Selbstbeherrschung, bei den Kretern den Finger auf einen wunden Punkt. Denn im Titusbrief werden nicht nur die Frauen zur Besonnenheit aufgefordert, sondern es soll auch zu den Eigenschaften eines Gemeindeältesten, eines alten sowie eines jungen Mannes gehören. Sprich zu jedem Gläubigen.
In unseren Versen von Titus 2, adressiert an uns Frauen, finden wir viele Anweisungen, was wir tun sollen: Wir sollen unseren Ehemann lieben, unsere Kinder lieben, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt sein usw. Doch in der Auflistung finden wir auch zwei Dinge, von denen Paulus sagt, sollen Frauen nicht tun. Nämlich bösartig reden und vielem Wein ergeben zu sein.
Titus 2,3: (…) ebenso die alten Frauen in ihrer Haltung dem Heiligen angemessen, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten.
Der Grund, warum Paulus diese zwei Dinge erwähnen musste, war, weil die Frauen auf Kreta eben Mühe hatten, sich darin zu beherrschen. Um diese zwei Dinge zu unterlassen und Lehrerinnen des Guten zu werden, benötigten sie Selbstbeherrschung.
Selbstbeherrschung ist jedoch nicht nur erforderlich, um schlechte Dinge zu unterlassen, sondern auch um das Gute zu tun. So weiss jede Ehefrau und Mutter, dass den Ehemann zu lieben, sich unterzuordnen, ihre Kinder zu lieben und zu erziehen und den Haushalt zu schmeissen immer wieder Selbstbeherrschung bedingt. Ein entscheidendes Thema also, das Paulus hier anspricht. Darum wollen wir es ganz kurz in einem etwas grösseren biblischen Kontext betrachten, bevor wir es dann wieder mehr auf uns Frauen und unsere Stelle in Titus 2 beziehen.
Der Schutz der Selbstbeherrschung
In der Sprüche gibt es einen kurzen, aber sehr prägnanten Vers, der uns bezüglich der Selbstbeherrschung viel zu sagen hat:
Sprüche 25,28: Eine aufgebrochene Stadt ohne Mauer, so ist ein Mann ohne Selbstbeherrschung.
Zu biblischen Zeiten war eine Stadt ohne oder mit defekten Mauern seinen Feinden völlig ausgeliefert. Denken wir da z. B. an Jericho als die Mauern einstürzten und somit die Stadt eingenommen war. Oder an die Geschichte von Nehemia und die Tragödie, als Jerusalem keine Mauern und Tore hatte. Ohne ihre Mauern konnte jeder, der wollte, unkontrolliert in eine Stadt eindringen, in ihr Schaden anrichten und sie erobern. Und so ist es auch bei uns, wenn uns diese „Mauer“ der Selbstbeherrschung fehlt. Jede Art von Versuchung, bringt uns ohne Selbstbeherrschung, zum sündigen.
Jerry Bridges1 definiert Selbstbeherrschung ganz praktisch und einfach wie folgendes: „Selbstbeherrschung ist dann Nein zu sagen, wenn wir Nein sagen sollen“. Wozu nein sagen? Zu Dingen, die nicht dem Willen Gottes entsprechen, UNS beherrschen, ihn nicht ehren und somit sündhaft sind. Selbstbeherrschung ist also in jedem Bereich unseres Lebens notwendig, schützt uns vor Sünde und ist ganz klar einen grossen Teil davon, geistlich zu wachsen, zu wandeln und Jesus ähnlicher zu werden. Kontrollieren wir uns selbst nicht, hat Sünde ein leichtes Spiel mit uns. Denn Sünde ist das, was unser Fleisch immer wählt, wenn wir uns nicht beherrschen.
1. Petrus 2,11: Geliebte, ich ermahne euch als Gäste und Fremdlinge: Enthaltet euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten;
Diese Stelle in 1. Petrus zeigt uns deutlich auf, dass unser Fleisch uns häufig Probleme macht und uns zu sündhaften Begierden ziehen möchte. Es ist von einem Streit die Rede, von einem Kampf, den wir täglich gegen sündhafte Begierden streiten müssen. Einen Kampf, den wir nicht ohne Selbstbeherrschung führen können.
Selbstbeherrschung ist eine Frucht vom Geist und wird in Galater 5, 22, nach den Werken des Fleisches, aufgelistet. Dass Selbstbeherrschung eine Frucht vom Geist ist, bedeutet, dass diese Charaktereigenschaft ein Resultat unserer Errettung ist. Auch zeigt uns die Stelle und ihr Zusammenhang, dass Selbstbeherrschung das Gegenteil von im Fleisch, also in Sünde, zu wandeln ist:
Galater 5,22: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
Gottes Geist, der seit unserer Errettung in uns lebt, befähigt uns selbstbeherrscht zu sein. Trotzdem werden wir im Galater nur ein paar Verse davor aufgefordert “im Geist zu wandeln”. Es ist also auch etwas, das wir aktiv wählen und tun müssen.
Galater 5, 16: Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet die Begierde des Fleisches nicht erfüllen.
Somit ist Selbstbeherrschung etwas, das Gott von uns möchte und uns dazu auffordert, gleichzeitig aber auch etwas, das Gottes Geist in uns bewirkt und so eindeutig Gottes Geist in uns, der schlussendlich das Gelingen zur Selbstbeherrschung schenkt. Dazu möchte ich nochmals diesen Vers aus Titus zitieren, der so schön aufzeigt, dass einen gottesfürchtigen Wandel eine Folge von Gottes Gnade ist:
Titus 2, 11 + 12: Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen; sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit.
Selbstbeherrschung ist also eine Folge, aber auch ein Merkmal der verändernden Gnade und hilft uns inmitten einer sündhaften Welt gottesfürchtig zu leben. Das ist eine sehr erleichternde Botschaft. Denn Selbstbeherrschung ist somit zwar eine Eigenschaft, nach der wir streben sollen, aber trotzdem nicht selbst hinbekommen müssen. Wir dürfen mit der Hilfe vom Heilgen Geist darin besser werde und müssen uns nicht selbst abstrampeln. Nimm das unbedingt mit, wenn wir nun weiter in das Thema eintauchen.
Da Selbstbeherrschung in jedem Bereich unseres Lebens notwendig ist, müssen wir es in diesem Artikel etwas eingrenzen. Anhand vom Zusammenhang unserer Stelle in Titus 2, 4 + 5, erkenne ich folgende Bereiche, die wir in puncto Selbstbeherrschung für uns Frauen jetzt etwas genauer betrachten sollten:
- Selbstbeherrschte Gedanken – Was denkst du?
- Selbstbeherrschte Worte– Was und wie redest du?
- Selbstbeherrschtes Verhalten – Was bestimmt dich?
- Teil 2: Wenn Nerven blank liegen und Geduldsfäden reissen – Selbstbeherrschung im Alltag einer Mutter.
Selbstbeherrschte Gedanken
Wenn wir uns nochmals an die Definition von Besonnenheit erinnern, stellen wir fest, dass Besonnenheit ebenfalls bedeutet, einen klaren Verstand zu haben. Auch in der Definition von Selbstbeherrschung finden wir die Bedeutung, den eigenen Willen zu beherrschen.
Jerry Bridges2 sagt, dass das Denken unsere meist konstante Aktivität ist und wir nie ohne zu denken sind. Diese Aussage kannst du ganz einfach überprüfen, indem du mal probierst nichts zu denken. Ich selbst habe das noch nie geschafft. Denn jedes Mal, wenn ich nicht denken möchte, denke ich darüber nach, wie ich es schaffe nicht zu denken.
Unsere Gedanken sind also treue Begleiter von uns und dementsprechend kommt es darauf an, was wir denken. Die Bibel äussert sich deutlich darüber, dass wir natürlicherweise viele schlechte Gedanken haben und dass aus ihnen Sünde entsteht.
Jesaja 59,7: Ihre Gedanken sind Gedanken des Unrechts, Verwüstung und Zerbruch ist auf ihren Strassen.
Matthäus 15,19: Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen.
Jerry Bridges sagt weiter zu dem Thema: „Es ist in unseren Gedanken, in denen unsere Emotionen und Taten beginnen, sündhafte Entscheidungen ihre Wurzeln haben und uns in Sünde verleiten. Unser Gedankenleben ist von dem her unsere erste Verteidigungslinie im Kampf für Selbstbeherrschung.“ 3
Unser Wille, unser Verstand und irgendwann auch unsere Taten, werde also von unserem Denken gesteuert. Vielleicht erinnerst du dich ja noch an den Vers aus dem letzten Artikel, in dem es darum ging, sündhaftes Verhalten abzulegen und richtiges Verhalten anzuziehen:
Epheser 4,22-24: Dass ihr, was den früheren Lebenswandel angeht, den alten Menschen abgelegt habt, der sich durch die betrügerischen Begierden zugrunde richtet, dagegen erneuert werdet in dem Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Hier haben wir genau diese Gedanken, die wir erneuern sollen, weil sie unsere Taten beeinflussen. Während dem wir sündhaftes Verhalten wegtun und das richtige Verhalten anziehen sollen, werden wir auch aufgefordert unsere Gesinnung erneuern zu lassen. Mit Gesinnung ist auf der einen Seite die Lebensausrichtung eines Menschen gemeint, aber mit dem zusammenhängend auch seine Gedanken, sein Sinnen. Unser Denken ist somit entscheidend, um nach dem Willen Gottes zu leben und Sünde aufzugeben.
Während dem die Welt uns kommuniziert, dass unsere Gedanken und Emotionen richtig und wichtig sind und wir auf unser sogenanntes Bauchgefühl hören sollen, sagt uns die Bibel etwas anderes. Paulus weist uns an, dass wir unsere Gedanken gefangen nehmen sollen und gibt uns sogar eine ganz klare Vorgabe, wie wir zu denken haben.
2. Korinther 10,5b: (…) und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus (…).
Einen Gedanken gefangenzunehmen bedeutet, dass wir nicht jeden Gedanken, den wir haben, zu Ende denken müssen, sondern sündhafte und unwahre Gedanken abstellen und beseitigen sollen. Persönlich benötigte ich lange, bis ich mich getraute, meine Gedanken zu stoppen. Es könnte ja sein, dass etwas an ihnen trotzdem wahr ist oder mir etwas entginge, wenn ich nicht weiter darüber nachdenke. Als junge Frau litt ich aufgrund meiner unwahren Gedanken über mich selbst darum lange an Selbstzweifel.
Doch Paulus gibt uns eine ganz klare Vorgabe, welche Gedanken wir weiter führen sollen und welche nicht. Wir können schlechten Gedanken ganz einfach entlarven, in dem wir sie durch das “Sieb” von Philipper 4, 8 filtern.
Philipper 4,8: Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt!
Wir sollen unsere Gedanken prüfen und uns zum Beispiel fragen:
- Ist dieser Gedanke wahr? Hat diese Person das wirklich gesagt? Stimmt er mit dem Wort Gottes überein? Oder was verspricht mir Gott? (Der grösste Teil unsere Gedanken scheitern bereits hier, den wir glauben und denken gerne über Lügen vom Feind nach.)
- Ist dieser Gedanke über einen Mitmenschen, meinen Mann oder meine Kinder ein liebenswerter Gedanke oder bringt er mich in Sünde? Verherrlicht er Gott und stärkt die Nächstenliebe (denke an das oberste Gebot)?
- Ist das ein reiner Gedanke oder erlaube ich mir hier einen Gedanken, den ich niemals in Tat und Wahrheit tun möchte und ich nicht wollte, dass irgendjemand davon wüsste?
- Womit füttere ich meine Gedanken? Ist das, was ich mir im Fernsehen anschaue, das, was ich lese und der Person, der ich zuhöre rein und wohllautend?
Tatsache ist, dass nach Gottes Massstab böse Gedanken bereits Sünde sind und nicht erst dann, wenn wir es aktiv tun. Das zeigt uns das Beispiel aus Matthäus 5 deutlich:
Matthäus 5,28: Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Eine gottesfürchtige Frau kontrolliert und beherrscht ihre Gedanken und zügelt sie da, wo es notwendig ist. Sie lässt ihnen nicht einfach freien Lauf, sondern prüft sie auf Wahrheit, Reinheit, Liebeswürdigkeit, Ehrbarkeit, Gerechtigkeit und Tugendhaftigkeit und entscheidet sich biblisch zu denken. Sie tut das auch im Wissen, dass andere Menschen nicht sehen können, was sie denkt, aber Gott ihre Gedanken kennt (Psalm 139,4) und sie in erster Linie vor Gott damit in Verantwortung steht. Sie weiss, dass ihre Gedanken Konsequenzen auf ihr Handeln haben und sie in Sünde leiten können.
Ach ja! Und ihr Trost ist das Wissen, dass Gott, ihr Vater, gute Gedanken über sie hat, auch dann, wenn sie sündigt oder ihre Situation schwierig ist und ihre eigenen Gedanken und Emotionen sie anders lenken wollen.
Jeremia 29,11: Denn ich weiss, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht des Unheils, um euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.
Bist du mit sündhaften Gedanken beschäftigt (es sind alle Gedanken sündhaft, die nicht durch das Sieb von Philipper 4, 8 passen)? Dann wende deine Gedanken zu wahren Dingen! Dingen wie z.B. den Gedanken, die Gott über dich hat (was verspricht er dir in seinem Wort?) oder darüber, wer Gott und wie sein Charakter ist! Und dann glaube das!
Selbstbeherrschte Worte
Ein weiterer Bereich, den Paulus in unserer Stelle betont, in dem wir Selbstbeherrschung benötigen, sind unsere Worte. Er ermahnte die Frauen auf Kreta, nicht verleumderisch, also verletzend, herabwürdigend oder gehässig zu sprechen. Es ist eine ähnliche Anweisung, wie Paulus sie auch für die jungen Witwen damals bei Timotheus macht. Diese Witwen waren nämlich anstelle mit ihren Aufgaben in ihrem Zuhause beschäftigt zu sein, geschwätzig unterwegs. Sie dienen uns als ein Beispiel, wie es nicht sein soll:
1. Timotheus 5,13: Zugleich aber lernen sie auch, müssig in den Häusern umherzulaufen, nicht allein aber müssig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden, was sich nicht gehört.
Auch Petrus spricht in dem Abschnitt in seinem Brief an die Frau, über Merkmale einer gottesfürchtigen Frau. Sie soll einen sanften und stillen Geist haben. Diese Anweisung betrifft den Charakter bezüglich ihres Verhaltens, aber auch ihren Worten.
1. Petrus 3,3 + 4: Euer Schmuck sei nicht der äusserliche (…), sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen ⟨Schmuck⟩ des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr kostbar ist.
Diese Verse bedeuten nicht, dass eine Frau nur flüstern muss und kaum sprechen darf. Eine Frau darf sprechen, sonst könnte sie ja einige ihrer Aufgaben nicht ausführen. Wie z.B. ihrem Ehemann eine Hilfe zu sein, sich ihm unterzuordnen, die Kinder anleiten und unterweisen, andere Frauen zu lehren, das Evangelium zu verkünden und Gott loben. Vieles davon, was wir tun sollen, geschieht über unsere Worte oder kommt in unseren Worten zum Ausdruck.
Doch die Bibel spricht viel über unsere Worte oder über die Zunge, wie sie es auch immer wieder ausgedrückt und gibt uns ein paar ganz deutliche Anweisungen zum Umgang mit ihnen, wie z. B.:
Sprüche 10,19: Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug.
Psalm 34,14: Hüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede.
Eine sehr ausführliche Stelle in der Bibel zu unseren Worten, finden wir im Jakobus 3, 1–12. Dort wird ein ganzer Abschnitt der Zunge gewidmet und hier erfahren wir auch, warum es so wichtig, aber auch schwierig ist, unsere Zunge zu zähmen. Ein wirklich lesenswerter Absatz, der uns mitteilt, dass unsere Zunge ein Glied ist, dem wir besonders viel Aufmerksamkeit schenken müssen. Lesen wollen wir hieraus allerdings nur einen Vers:
Jakobus 3,5: So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich grosser Dinge. Siehe, ein kleines Feuer — welch grossen Wald zündet es an!
Was für eine Warnung! Ich glaube, wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass unsere Worte ein Feuer angefacht haben, das sich weiterfrisst und Schaden anrichtet. Vielleicht entstand einen Streit aufgrund von dem, was wir sagten, oder jemand hat sich durch unsere Worte verletzt gefühlt oder es entstand sogar ein Gerücht. Aber auch wenn unsere Worte keine Reaktion bekommen, können sie verletzend oder sündhaft sein.
In unseren Worten sündigen wir häufig, was uns auch dieser Vers aus Matthäus 15, 11 bestätigt: Nicht was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Mund herausgeht, das verunreinigt den Menschen. Die Bibel zeigt uns in den Sprüchen ein sehr detailliertes Bild davon, was alles sündhaftes Reden ist:
- Lügen: Der Gerechte hasst Lügenrede, aber der Gottlose handelt schändlich und schmählich. Sprüche 13,5
- Falsches Zeugnis: Hammer und Schwert und geschärfter Pfeil, so ist ein Mann, der als falscher Zeuge gegen seinen Nächsten aussagt. Sprüche 25,18
- Übertreibende Worte (z. B. „Ich hasse es Wäsche zu falten“, „Dieses Kleid liebe ich über alles!“): Wer ein weises Herz hat, spricht vernünftig und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung. Sprüche 16,23
- Herabwürdigende Worte/ Tratsch (verleumderisch): Wer Hass verbirgt, hat Lügenlippen; und wer Verleumdung ausstreut, ist ein Tor. Sprüche 10,18 Ein Mann der Falschheit lässt dem Zank freien Lauf, und ein Verleumder entzweit Vertraute. Sprüche 16,28
- Zu viele Worte: Wer seine Worte zügelt, besitzt Erkenntnis; und wer kühlen Geist bewahrt, ist ein verständiger Mann. Auch ein Narr, wenn er schweigt, kann als weise gelten, wenn er seine Lippen verschliesst, als verständig. Sprüche 17, 27–28
- Schmeichelei: Ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, breitet ein Fangnetz vor seinen Schritten aus. Sprüche 29,5
Im Kontrast dazu finden wir in den Sprüchen auch, was weise, also Gott wohlgefällige Worte sind und wie sich diese charakterisieren. Dazu können wir uns wieder mal ein Vorbild bei der Sprüche 31 Frau nehmen:
Sprüche 31,26: Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit, und freundliche Weisung ist auf ihrer Zunge.
Ihr Mund öffnete sich also nur dann, wenn sie Weisheit sprechen konnte, ansonsten liess sie ihn geschlossen. Das passt zu der Definition von Besonnenheit, welche keine unüberlegten Taten und daher auch Worte zulässt. Der Vers sagt uns aber auch etwas über die Eigenschaft ihrer Worte. Sie waren freundlich.
Unsere Worte können vieles verursachen und erzeugen. Sie sind mit Sicherheit einen grossen Bestandteil davon, was wir in unserem Zuhause als Ehefrau und Mutter bewirken oder eben nicht. Viele von unseren Gefühlen, aber auch von unserem positiven wie negativem Verhalten, kommt meistens in erster Linie über unsere verbale Kommunikation zum Ausdruck. Freundlichkeit z. B. wird häufig über Worte aber auch den Tonfall ausgedrückt. Das Gleiche ist aber auch mit Wut. Häufig sind wir wütend und teilen dies vorwiegend mit unseren Worten und deren Lautstärke unserem Umfeld mit.
Worte geben also einen grossen Teil von unserem Charakter und Verhalten wieder. Und so, wenn ich mir meine Worte in meinem Alltag bildlich vorstelle, kann ich nahezu sehen, wie sie entweder mein Zuhause aufbauen oder es eben niederreissen: Sprüche 14,1: Die Weisheit der Frauen baut ihr Haus, aber die Narrheit reisst es mit eigenen Händen nieder.
Unsere Worte können unserem Ehemann und unsere Kinder zum Schaden sein, sie entmutigen, verletzen und für Streit sorgen. Doch sie können auch zum guten Wirken, wie zum Beispiel:
- Ärger abwenden: Eine sanfte Antwort wendet Grimm ab, aber ein kränkendes Wort erregt Zorn. Sprüche 15,1
- Erfreuen: Kummer im Herzen des Mannes drückt es nieder, aber ein gutes Wort erfreut es. Sprüche 12,25
- Erbauen: Freundliche Worte sind Honig, Süsses für die Seele und Heilung für das Gebein. Sprüche 16,24
- Belehren: Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit, und freundliche Weisung ist auf ihrer Zunge. Sprüche 31,26
Eine Frau soll ihre Worte im Griff haben und hat überlegte, liebevolle, erbauende und belehrende Worte für ihre Familie und ihr Umfeld, solche, die ihr Haus aufbauen. Ansonsten schliesst sie ihr Mund. Denn sie ist sich auch der Gefahr bewusst, was ihre Worte anrichten können. Ihr Motto steht im Jakobusbrief und sie übt sich darin, eher zuzuhören und mit sprechen zu warten:
Jakobus 1,19: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!
In der heutigen Zeit möchte ich auch erwähnen, dass dies alles auch für unsere geschriebenen und getippten Worte zählt. Auch für die Worte, die wir über unsere Mobilgeräte verschicken und unsere Kommentare, die wir auf den sozialen Medien hinterlassen, gelten diese Anweisungen.
Und übrigens, unsere Worte sind Ergebnisse unserer Gedanken, und darum ist der erste Schritt in unseren Worten selbstbeherrscht zu sein, auch unsere Gedanken zu steuern. Denn wir können nichts sagen, was wir vorher nicht auch gedacht haben.
Selbstbeherrschtes Verhalten
Der dritte und letzte Bereich, den wir uns anschauen möchten, ist Selbstbeherrschung in unserem Handeln, sprich Verhalten. Die Frauen auf Kreta liessen sich vom Wein bestimmen. Sie waren ihm ergeben und er beeinflusste ihr Verhalten. Der Wein kontrollierte ihr Leben und zweifellos auch ihr Handeln. Sie lebten wegen ihrer Trunkenheit eindeutig in Sünde.
In Epheser 5, 18 fordert Paulus auf, dass wir Gläubigen uns nicht von Wein berauschen lassen sollen, weil dies dem Heiligen Geist entgegenwirkt. Doch wie du dich bestimmt erinner kannst, benötigen wir der Heilige Geist, um Gott wohlgefällig so wie selbstbeherrscht zu wandeln.
Epheser 5, 18: Und berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voller Geist.
Heutzutage ist Trunkenheit für die meisten von uns nicht unbedingt ein Problem. Doch unsere heutige Zeit, bringt uns definitiv andere Dinge, die uns bestimmen, unser Verhalten (ein anderes Wort für Handeln) und unser Leben kontrollieren können. Der Fernseher oder YouTube, soziale Medien, der Wunsch nach Perfektion, das Aussehen, Hobbys usw. Aber auch Gefühle und Verhaltensweisen können uns bestimmen und zu schlechten Angewohnheiten werden und von abwesender Selbstbeherrschung angespornt werden.
Es müssen auch nicht unbedingt nur schlechte Dinge sein, die uns kontrollieren, wie uns das Beispiel mit dem Essen gut zeigt. Essen ist für uns alle ja eine Notwendigkeit und von Gott gegeben. Doch sind wir im Essen nicht selbstbeherrscht, kontrolliert es uns. Dies spricht nicht nur das zu viele Essen an, sondern, auch wenn uns unsere Ernährungsweise zu wichtig wird. So, dass es uns komplett absorbiert und wir dadurch falsche Prioritäten setzen.
Paulus sagt:
1. Korinther 6,12: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.
Der überprüfbare Massstab für unser Handeln ist also nicht nur, ob etwas gut oder schlecht für uns ist, sondern auch, ob dieser Sache uns beherrscht oder wir es beherrschen. Wie bei den Kretern der Wein sie bestimmte, obwohl etwas Wein ja nicht nur schlecht ist (1. Timotheus 5,23). Doch bestimmt uns etwas, dann sind wir dessen Sklaven. Auch das sagt Paulus ganz deutlich.
Römer 6, 16: Wisst ihr nicht: Wem ihr euch als Sklaven hingebt, um ihm zu gehorchen, dessen Sklaven seid ihr und müsst ihm gehorchen, es sei der Sünde zum Tode, oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?
Wir Christen sollen nur Sklaven (oder Knechte, wie das manche neuere Bibelübersetzung auch nennt) von einem sein, und das ist Christus. Alles andere ist Sünde und nicht Gottes Wille.
Epheser 6, 6: (…) sondern als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut!
Im Römer 13, 13 + 14 treffen wir wieder auf unsere geistliche Garderobe, was wir anziehen sollen:
Römer 13, 13 + 14: Lasst uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, dass Begierden wach werden!
Christus anzuziehen bedeutet so viel wie ihm ähnlicher zu werden. John MacArthur schreibt dazu4: „Das Bild, das Paulus hier benötigt, beschreibt den Prozess von Kleidern ablegen und anziehen, welche unsere Gedanken und unser Handeln symbolisieren.“
Hier sind wir also wieder, zuerst bei den Gedanken und dann beim Handeln, welches nach Titus 2, ein Verhalten sein soll, welches sich für Heilige geziemt. Selbstbeherrschung hilft uns dabei, unser Verhalten und Handeln nicht von fleischlichen Lüsten und Begierden bestimmen zu lassen, sondern im Geist zu wandeln und die Frucht vom Geist zu tragen.
Das ist einfacher gesagt als getan. Ich weiss. Und unser Alltag als Mutter macht uns diese Aufforderung nicht gerade einfacher, sondern erfordert und bietet uns ziemlich viel Gelegenheit dazu, Selbstbeherrschung zu üben. Vor allem auch, was unser Verhalten angeht, sind wir darin sehr gefordert. Wir erleben mit unseren Kindern täglich unzählige Situationen, in denen Selbstbeherrschung fast unmöglich zu sein scheint und unsere Geduld und unsere Nerven dem Alltag kaum standhalten können.
Darum werden wir anhand von unserem eigenen “Fallbeispiel” aus unserem Mami-Alltag in Teil 2 (Wenn Geduldsfäden reissen und Nerven blank liegen-Selbstbeherrschung Teil 2), vertiefter und ganz praktisch betrachten, wie es uns gelingt selbstbeherrscht in unserem Handeln und Verhalten zu sein. Auch dann, wenn etliche Alltagssituationen und Lebensumstände von uns dagegen sprechen.
Bis da möchte ich dir aber nochmals Mut machen, an diesem Thema nicht zu verzweifeln. Vermutlich fallen dir, gerade auch nach diesem Artikel, ziemlich viele Momente auf, in denen du selbstbeherrschter sein solltest, darin jedoch versagst. Meine Erfahrung ist, sobald man sich vermehrt in einem Punkt reflektiert und verändern möchte, wird es zuerst mal schlimmer und man sieht sich gehäuft darin versagen. Ist das so, dann verzweifle nicht daran, sondern nimm in den einzelnen Situationen Vergebung in Anspruch und bitte Gott um Veränderung. Denn Vergebung und Gebet sind zwei wichtige Bestandteile, wenn es darum geht, sündhaftes Verhalten abzulegen.
Und natürlich vergiss nie, Gottes Gnade und dass du auch mit deinem Versagen vor Gott immer genügst, weil du durch Jesus vor Gott gerechtfertigt bist und Jesus für dich genügte. Aber auch, dass es bei Gott keine hoffnungslosen Fälle gibt, du dank Jesus Sünde nicht mehr ausgeliefert bist und sie keine Macht mehr über dich hat. Sprich Sünde dich nicht mehr beherrschen kann, sondern du eben befähigt wurdest zur Selbstbeherrschung.
Das Thema Selbstbeherrschung (vorrangig bezüglich meiner Gedanken und Worten) zeigt auch mir wie fast keine andere Angelegenheit, wie sündhaft und Gott unwürdig ich eigentlich bin und wie ich keine Chance auf Gerechtfertigung aus mir selbst haben. Denn täglich versage ich mehrmals in verschiedenen Bereichen selbstbeherrscht zu sein. Es ist ein Thema, das mir unmissverständlich aufzeigt, dass ich Gottes Vergebung und seine rechtfertigende Gnade zweifellos benötige. Doch ich sehe auch Fortschritte, wie Gott langsam an mir arbeitet, mich darin verändert und ihm ähnlicher werden lässt. Ich muss der Sünde nicht mehr dienen! Auch das ist Gnade und das ist auch bei dir so!
Mut dabei macht mir vorwiegend dieser Vers:
Römer 6,17 + 18: Gott aber sei Dank, dass ihr Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid! Frei gemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden.
Quellen:
1 Respectable Sins, Seite 110, von Jerry Bridges, Ausgabe 2007
2 Holiness Day by Day, Seite 165, von Jerry Bridges, Ausgabe 2008
3 The fruitful life, Seite 138 +139, von Jerry Bridges, Ausgabe 2006
4 The MacArthur Study Bibel, Seite 1674, Ausgabe 2011