Das Wochenbett- Ein paar hilfreiche Tipps

Als Wochenbett wird der Zeitraum ab der Geburt bis 6-8 Wochen nach der Geburt eines Babys bezeichnet. Medizinisch gesehen ist dies der Zeitraum, in dem sich der Körper der Mutter von der Geburt erholt und sich von der Schwangerschaft zurückbildet. Bis der Körper sich ganz von der Schwangerschaft erholt hat, dauert es allerdings noch einiges länger (in manchen Fällen kann es bis zu einem Jahr dauern).

In diesem Artikel soll es um das Frühwochenbett im Krankenhaus und die ersten paar Tage zuhause mit dem Baby gehen. Zuerst möchte ich aber noch darauf hinweisen, dass ich keine Hebamme bin und “nur” aus der Erfahrung einer Mutter nach vier Geburten schreibe. Doch ich denke, dass diese Erfahrungen für andere Mütter wichtig und hilfreich sein können.

Ich persönlich hätte mir vor allem bei meinem 1. Kind jemanden gewünscht, der mich ein bisschen auf die erste Zeit nach der Geburt vorbereitet hätte und mir ein paar wertvolle Tipps mitgegeben hätte. Auch, um rückblickend die Geburt und die ersten paar Wochen mit meinem Baby ein bisschen besser verstehen, verarbeiten und geniessen zu können.

Doch mein Problem war, dass niemand in meinem Umfeld über die Anfangszeit mit einem Baby sprach und auch nicht darüber, wie es sich anfühlt, eine frisch gebackene Mutter zu sein. Und ich selber fragte nicht nach, da ich keine Schwierigkeiten erwartete. Und somit war ich komplett überrascht und unvorbereitet darauf, dass die erste Zeit mit einem Baby so schwierig und anstrengend sein kann und ich körperlich und emotional so stark an meine Grenzen kommen würde.

Auch wenn nicht alle Frauen das Wochenbett als gleich angenehm oder unangenehm erleben, bin ich vier Geburten später davon überzeugt, dass man mit ein paar realistischen Informationen und Tipps auf die Zeit mit einem Neugeborenen und das Wochenbett besser vorbereitet sein kann. Dafür braucht es keine Grusel-Geburtsgeschichten, sondern es sollte liebevoll, realistisch, ermutigend und hilfreich sein. Ob du nun kurz vor oder nach der Geburt deines Babys stehst, oder ob es dein erstes, zweites oder drittes Baby ist, dieser Artikel ist für dich.

Die Geburt

Das Wochenbett fängt mit der Geburt an. Die Geburt deines Kindes ist wohl eines der meist ersehnten Ereignisse in deinem Leben. Bei mir war es auf jeden Fall bei jedem Kind so. Am Schluss wollte man nur noch sein Baby in den Armen halten können, wissen wie es aussieht und endlich das Mami-Leben starten. Aber man möchte sich auch endlich wieder wohler fühlen, besser schlafen und sich wieder anständig bücken können. Körperliche Beschwerden, die sich gegen Ende der Schwangerschaft mehren, und nachlassende Kräfte bringen einen zu dem Punkt, dass man einfach nur noch gebären will. Koste es was es wolle! Und das ist gut so, denn so ist man für die Geburt bereit.

Auf die Geburt selber kann man sich nur schlecht vorbereiten, vor allem wenn es die erste Geburt ist. Denn man kann nicht erahnten, was einen erwartet. Man hört zwar so einiges, aber wie sich das anfühlt, muss man selber erfahren. Dazu kommt, dass jede Mutter eine Geburt anders erlebt, sprich, auch eine andere Art von Geburt hat. Den einen Frauen fällt der Start etwas leichter, den anderen etwas schwerer. Die einen haben eine relativ leichte Geburt und wenige Geburtsverletzungen, die anderen erleben viele Komplikationen. Manche haben ein einfaches Baby, andere kämpfen mit Startschwierigkeiten.

Bei meinem ersten Kind wurde ich sehr häufig gefragt, ob ich Angst vor der Geburt hätte. Ehrlich gesagt hatte ich grossen Respekt davor, aber ich sagte mir, dass es Millionen von Frauen vor mir geschafft hätten, dann würde ich es auch schaffen. Ich ging sehr positiv an die Geburt heran. Wie wenig ahnte ich damals noch, dass ich das Wochenbett, die ersten Tage im Krankenhaus und dann die ersten paar Wochen zu Hause, als weit aus unangenehmer und schwieriger empfand, als die zwar heftige und nicht einfache Geburt, die im Verhältnis dazu aber sehr schnell verging.

So eine Geburt ist eine körperliche Höchstleistung. Sei es nun eine spontane Geburt oder auch ein Kaiserschnitt (ich habe beides erlebt). Eine Geburt hinterlässt Verletzungen, von denen man sich erholen muss. Und je nach dem, was für eine Geburt du hattest, musst du dich mehr oder weniger davon erholen.

Körperliche Beschwerden, Schmerzen oder auch viele Gedanken bis hin zu Ängsten, führen zu Schlafmangel und somit eine vielleicht noch nie dagewesene Müdigkeit und Erschöpfung. Und dann ist da ja noch ein neugeborenes Baby, das man nun rund um die Uhr versorgen und ernähren muss.

Dieses süsse kleine Geschöpf: Es ist ein ganz spezieller Moment es zum ersten Mal in die Arme zu schliessen und es ausführlich zu betrachten. Für mich und meinen Mann war das jedes Mal ein ganz besonderer Moment, der irgendeine ganz spezielle Art von Freude enthält, die man nirgends anders so verspürt.

Wenn du ein Kind siehst, hast du Gott auf frischer Tat ertappt!

Martin Luther

Dieses ganz spezielle Gefühl der Freude ist einmalig und wie fest man dieses kleine Bündel bereits liebt! Doch manchmal wird diese Freude auch etwas überschattet und es mischen sich andere Gefühle hinzu. Die grosse Erschöpfung von der Geburt, nachgeburtliche Schmerzen und z.B. Schwierigkeiten beim Stillen, sowie Ängste, Gefühlsschwankungen des Baby Blues und eine Unsicherheit, die die meisten von uns nicht erwartet hätten. Dies alles könnte einem manchmal fast ein bisschen die Freude an seinem Baby nehmen. Erlebst du das so, dann bist du eine von ganz vielen Müttern, denen es genau so geht. Bald wirst auch du dich ungehindert an deinem Baby erfreuen können!

Psalm 139, 13+ 14: Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

Erholung und Ruhe

Was du jetzt dringend brauchst, ist viel Ruhe und Zeit, dich zu erholen. Und dazu ist das Wochenbett da.

Eigentlich! Denn leider ist das Erholen im Wochenbett nicht immer so einfach. Im Krankenhaus ist immer viel los und es gibt viele Faktoren, die das Wochenbett alles andere als erholsam und angenehm machen können.

Äussere Faktoren: Da kommt jemand, um die Essenbestellung aufzunehmen und die Putzfrau muss täglich dein Zimmer reinigen. Ärzte kommen zur Visite, drücken auf deinem Bauch herum und die Pflege muss Fieber messen, dein Baby wiegen und will vieles von dir wissen. Die Stillberatung schaut vorbei und das Stillen dauert ewig. Dann wäre da noch die Zimmernachbarin, ihr Besuch und ihr weinendes Baby. Der Kinderarzt muss dein Baby untersuchen und der Fotograf ist nur noch heute da. Das erste Mal baden, der Besuch, der sich aufdringlich anmeldet und nicht mehr gehen will.

Innere Faktoren: Vielleicht hast du an allen möglichen und unmöglichen Stellen Schmerzen. Vielleicht auch Sorgen und Ängste und eine gewisse Unruhe in dir, die dich nicht neue Kraft schöpfen lässt. Der Babyblues, der dich schnell zum Weinen bringt. Und zu guter Letzt auch dein Baby, das rund um die Uhr und ohne Pause mindestens alle drei Stunden gestillt, gewickelt und beruhigt werden möchte. 

Es kann wirklich schwierig werden, sich im Wochenbett zu erholen und (tagsüber) zum Schlafen zu kommen. Doch den brauchst du dringend, denn spätestens ab dem zweiten Tag nach der Geburt, musst du dein Baby alle drei Stunden stillen. Auch nachts. Es kann sogar sein, dass die Pflege dich dazu weckt. Das heisst, dass dein Schlaf immer wieder unterbrochen wird und dass du am Ende der Nacht kaum geschlafen hast.

Darum empfehle ich dir, auch tagsüber so oft es geht zu schlafen, das Wochenbett so ruhig wie möglich zu gestalten und so viele Störfaktoren wie möglich (also die, die du selber beeinflussen kannst) abzuschalten. Denn schlussendlich bist du es selber, die dafür sorgen muss, dass du dich erholen kannst!

Und so gestaltest du das Wochenbett im Krankenhaus ruhiger:

1. Habe so wenig Besucher wie möglich

Ich weiss, Besuche gehören fast zum Wochenbett dazu. Jeder möchte das Baby sehen und halten. Doch eigentlich ist das Wochenbett zur Erholung für dich da und damit du dein Baby besser kennen lernen kannst.

Auch wenn es schön sein kann Besuch zu haben und sein Baby zu zeigen, musst du dadurch, kaum ist dein Baby auf der Welt, nicht auf andere Rücksicht nehmen. Stillen, Wickeln und sich selber pflegen, braucht gleich nach der Geburt viel Zeit und geht nur langsam. Irgendwie auf Zeit etwas hinzukriegen ist für dich und dein Baby stressig. Wenn sich dann Besuch anmeldet, kommen viele Mamis unter Druck und werden unnötig gestresst.

Bei meinem ersten Baby hatte ich so viel Besuch, dass ich zwei Tage lang keine Pause hatte. Mein Baby hätte geschlafen, aber ich musste für meinen Besuch wach bleiben. (Zugegeben, es war auch etwas selbstverschuldet, doch ich hatte ja auch keine Ahnung und dachte, Besuch bringe etwas Abwechselung!) Mein zweites Baby kam in Amerika auf die Welt. Ausser meinem Mann und meinem damals noch kleinen Sohn kam mich gar niemand besuchen. Es war herrlich und ich habe mir kein einziges Mal gewünscht, Besuch zu haben. Bei den anderen zwei Geburten besuchten mich nur noch mein Mann, der täglich kam, meine Kinder einmal ganz kurz (denn sie waren plötzlich alle so laut und so gross) und einmal meine Eltern. Und das wars dann mit Besuch.

Traue dich, ausser deinem Ehemann keinen oder nur 1-2 Besucher zu haben. Du wirst es nicht bereuen. Und auch wenn es vielleicht nicht von jeder Seite verstanden wird, am Ende bist du die Person, die völlig erschöpft ist. Dein Besuch geht nämlich nach Hause und kann schlafen.

Mich kamen dann die Besucher nach 3-4 Wochen Zuhause besuchen und hatten trotzdem genauso viel Freude am Baby-halten und -anschauen. Und die meisten brachten entweder ein Mittagessen mit oder halfen mir auf eine andere Art und Weise. So hatte ich auch tatsächlich Freude am Besuch.

2. Schlafe wenn dein Baby schläft (auch am Tag)

Schlafe dann wenn du schlafen kannst. Auch am Tag! Warte nicht auf die Nacht. Wenn du am Tag müde bist und einschlafen kannst, denke ja nicht, du müsstest aus irgendeinem Grund oder für irgendjemanden (z.B. Besuch) wach bleiben. Sondern schlafe! Du brauchst jetzt unbedingt Erholung von der Geburt und dazu hilft dir jede Minute Schlaf. Auch weisst du nicht wie die Nacht sein wird. Das Stillen wird dich am Anfang ziemlich viel Zeit kosten und so kann es sein, dass du in der Nacht alle drei Stunden eine Stunde wach bist. Bis zum nächsten Mal Stillen hast du dann nur noch zwei Stunden Schlaf. Wenn dein Baby nicht gleich wieder einschläft und du auch nicht sofort einschlafen kannst, ist es noch weniger.

Darum achte darauf, dass du tagsüber schlafen kannst. Im Krankenhaus ist vor allem am Morgen viel Betrieb und somit ist es unwahrscheinlich, dass du am Morgen viel Ruhe hast. Doch nach dem Mittagessen wird es meistens etwas ruhiger. Und nachdem du und dein Baby gegessen haben, ist nach dem Mittag meistens eine gute Zeit, um etwas zu schlafen.

Lass das Pflegepersonal wissen, dass du nun ungestört sein möchtest und bitte sie, ein Schild an deine Zimmertür zu hängen, dass alle informiert sind, dass du am Schlafen bist. Denn dann kommt auch keine Putzfrau ins Zimmer und stört dich wegen ein paar Rollen Toilettenpapier oder Handtüchern.

3. Nimm genügend Schmerzmittel zu dir

Eine Geburt hinterlässt Verletzungen und diese können sehr schmerzhaft sein. Aber auch pralle Brüste, wunde Brustwarzen und Nachwehen können sehr schmerzen. Viele Mütter kommen anfangs nicht ohne Schmerzmittel aus und darum bekommst du anfangs regelmässig über den Tag immer wieder Schmerzmittel. Vor allem wenn du einen Kaiserschnitt hattest, geht es nicht ohne Medikamente. Aber auch nach einer spontanen Geburt können Schmerzmittel einiges zum Genesungsprozess beitragen.

Nach einer schwierigen spontanen Geburt und dreimal Kaiserschnitt habe ich persönliche Erfahrungen in punkto Schmerzen nach der Geburt. Ich rate dir, mindestens am Tag der Geburt und einen Tag darauf Schmerzmittel zu nehmen. Falls du immer noch Schmerzen hast oder merkst, dass die Schmerzen frühzeitig zurückkehren, frage unbedingt nach noch mehr Schmerzmitteln. Hattest du einen Kaiserschnitt kann es sein, dass du bis zu zwei Wochen nach der Geburt regelmässig Schmerzmittel brauchst.

Ich weiss, einige von euch wollen gerne so wenig Medikamente wie möglich einnehmen, doch hier ist der Grund dafür: Wenn du Schmerzen hast, kannst du nicht schlafen und dich somit auch nicht erholen. Auch verursachen Schmerzen, dass du dich nicht normal bewegst, dich komplett verspannst und verkrampfst und zu wenig bewegst. Somit verlangsamen Schmerzen den Heilungsprozess. Wenn du dich bei Schmerzen nicht frühzeitig meldest, werden deine Schmerzen unter Umständen so stark, dass ein schwaches Schmerzmittel nicht mehr ausreicht, um deine Schmerzen in einen erträglichen Bereich zu bringen. Und dann brauchst du stärkere Schmerzmittel, es dauert länger bis die Schmerzen weg sind und du hast somit nichts gewonnen.

Auch wenn du über den Tag erträgliche Schmerzen hast, nimm zur Nacht ein Schmerzmittel. Denn Schmerzen am Tag, wenn man wach ist, sind etwas Anderes, als wenn man damit einschlafen soll. Meistens können einem schon wenig Schmerzen den Schlaf rauben. Und generell sind Schmerzen nichts Schönes und können diese spezielle Anfangszeit mit deinem Baby trüben. Dir werden übrigens nur Schmerzmittel gegeben, die deinem Baby nicht schaden, darum habe keine Sorge!

Nebst Schmerzmitteln kann auch kühlen sehr hilfreich sein, um Schmerzen zu lindern. So helfen zum Beispiel kühle Quarkwickel für die prallen und schmerzenden Brüste, Coldpack für die brennende Kaiserschnittnaht und zuerst nassgemachte und danach gefrorene Slipeinlagen für den schmerzenden Dammschnitt. Frage beim Pflegepersonal nach diesen alternativen schmerzlindernden Massnahmen.

4. Traue dich dein Baby für ein paar Stunden abzugeben, damit du ungestört schlafen kannst

Jetzt kommen wir zu einem Punkt, der für viele Mamis nicht leicht sein wird. Und ich verstehe es! Mein erstes Baby habe ich keine Sekunde aus den Augen gelassen. Ich wollte von der ersten Minute seines Lebens an 100% für mein Baby da sein und auch das Bonding war mir wichtig. Doch bei meinem zweiten Baby musste ich feststellen, dass es mir gut tat, mein Baby einmalig für 2-3 Stunden dem Pflegepersonal zu übergeben. Besonders wenn das Baby in der Nacht unruhig war. So konnte ich ca. 2-3 Stunden ungestört am Stück schlafen und sprang nicht bei jedem kleinen Murksen und Wimmern auf.

Nicht in allen Krankenhäuser wird einem angeboten, das Baby aus dem Zimmer zu geben. Einige Krankenhäuser führen ein Konzept, genannt “Rooming In”, in denen sie ganz bewusst die Babys immer bei den Müttern lassen. Und ich denke, das ist auch gut so, denn man lernt sein Baby so auch schneller kennen. Doch einmalige 2-3 Stunden stören das Bonding auf keinen Fall. Im Gegenteil, eine ausgeruhte Mama ist eine bessere Mama.

In anderen Krankenhäusern fragt die Pflege auch mal nach, ob man das Baby abgeben möchte. Wenn du nicht gefragt wirst, aber das Bedürfnis nach ein paar Stunden ungestörtem Schlaf hast, dann frage mal nach, ob es möglich ist und dann geniesse deinen Schlaf.

Das Stillen

Das Stillen ist im Wochenbett ein ganz wichtiger und zentraler Bestandteil. Es ist ein grosses Thema, zu dem ich in diesem Artikel nicht vollumfänglich etwas sagen möchte. Doch ein paar wichtige und fürs Wochenbett zentrale Dinge möchte ich erwähnen.

Dein Baby sollte, wenn möglich, im Verlauf der ersten Stunde nach der Geburt an die Brust angelegt werden. Dies ist wichtig für das Bonding, die hormonelle Umstellung in deinem Körper und somit auch für den Milcheinschuss. Es gibt Babys, die von Anfang an ohne Probleme trinken. Und dann gibt es Babys, die etwas Mühe haben. Es ist keine Seltenheit, dass die ersten Stillversuche noch alles andere als erfolgreich sind. Lass dich davon aber nicht entmutigen. Es ist nämlich Realität: Stillen ist nicht unbedingt so einfach wie es aussieht und DU, sowie dein Baby, müssen es zuerst lernen.

Mein erstes Baby hatte grosse Mühe mit dem Anlegen und Saugen. Jedes Stillen war eine riesige Prozedur und ich war sehr frustriert, weil ich dachte, dass ich unfähig bin und etwas falsch mache. Dabei habe ich doch so viel darüber gelesen und “wusste” wie es geht! Niemand hat mir im Voraus jemals gesagt, dass Stillen so schwierig sein und so viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Man denkt ja, dass so etwas Natürliches eher einfach, unkompliziert und wunderschön sein sollte. Doch das Gegenteil kann am Anfang der Fall sein.

Bist du davon betroffen, dass das Stillen für dich und dein Baby eher eine schwierige Sache ist, will ich dir Mut machen. In ein paar Wochen wird das Stillen schon viel einfacher sein. Bald haben du und dein Baby den Dreh heraus und es wird eine erfreuliche Sache. Für den Moment heisst es aber, durchzubeissen, dich von anfänglichen Schwierigkeiten nicht verunsichern zu lassen und dir und deinem Baby die Zeit zu geben, es zu lernen! 

Ich bin nicht der Ansicht, dass man um jeden Preis stillen muss. Auch Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, sind gesund und glücklich. Es gibt Situationen, in denen eine Frau nicht stillen kann, oder in denen es für die Frau, das Baby oder beide besser ist, abzustillen. Welche Situation jemanden fürs Abstillen entscheiden lässt, kann meiner Meinung nach von Frau zu Frau verschieden sein.

Doch ich denke auch, dass es zum Stillen gehört, dass man bei anfänglichen Schwierigkeiten (die viele Mütter kennen) etwas durchbeissen muss und nicht direkt aufgibt. Mein Rat ist darum, dem Stillen eine Chance zu geben, sich Hilfe von der Stillberatung zu suchen und nicht zu früh die Entscheidung fürs Abstillen zu treffen.

Im Krankenhaus sollte dir bei jedem Ansetzen jemand von der Pflege helfen. Und zwar so lange, bis du dir sicher bist, dass dein Baby richtig ansetzt. Scheue dich nicht, jedes Mal wenn du wieder stillen musst, jemanden von der Pflege zu rufen. Ein richtiges Ansetzten vom Baby an die Brust ist wichtig damit:

  • dein Baby das wertvolle Kolostrum (die Vormilch) erhält
  • der Milcheinschuss angeregt wird
  • verhindert wird, dass du wunde und schmerzende Brustwarzen bekommst

Hebammen empfehlen, dass dein Baby bis zum Milcheinschuss, mindestens alle drei Stunden für mindestens 15 Minuten pro Seite an die Brust soll. Spätestens nach dem 2. Tag nach der Geburt auch in der Nacht.

Ich persönlich bin mit dem 3-Stunden Rhythmus gleich nach der Geburt immer sehr gut gefahren. Einen engeren Abstand und die Brust zur Beruhigung deines Babys zu nutzen, würde ich nicht empfehlen. Ein zu häufiges Anlegen kann bei deinen noch nicht ans Stillen gewöhnten Brustwarzen Reizungen verursachen, die sehr schmerzhaft sind und eine Weile brauchen bis sie wieder verheilt sind. Und auch du brauchst Pausen! Ist dein Baby sehr unruhig und hat ein hohes Saugbedürfnis, würde ich ihm auch schon im Krankenhaus einen Nuggi (Schnuller) anbieten.

Anmerkung:
Ich weiss, dass viele Krankenhäuser einen Nuggi (Schnuller) nicht sehr gerne sehen, da sie eine sogenannte Saugverwirrung befürchten. Doch eine Saugverwirrung ist nur sehr selten. Hingegen mit wunden und offenen Brustwarzen haben viele Mütter zu kämpfen. Und das willst du nicht erleben, glaube mir. Bei einem unruhigen Baby gilt es also abzuwägen, was das kleinere Übel ist.

Das Gewicht deines Babys bei der Geburt zu kennen, ist nicht nur für die Geburtsanzeige sondern auch für den Kinderarzt und das Pflegepersonal wichtig. Das sogenannte Geburts- oder Ausgangsgewicht ist entscheidend, um den Gewichtsverlauf verfolgen zu können, und so zu sehen, ob dein Baby genug Nahrung erhält und gesund ist.

Nach der Geburt wird dein Baby jedoch zuerst einmal an Gewicht verlieren, da das Gewebe an Flüssigkeit verliert und der erste Stuhlgang ausgeschieden wird. Auch dies sollte im Auge behalten werden und ist der Grund, wieso dein Baby immer wieder gewogen wird. Das Pflegepersonal und auch die Hebamme zu Hause wird darum dein Baby regelmässig wiegen. 

Für mich persönlich waren es immer ein paar ängstliche Tage bis ich dann das erste Mal auf der Waage sah, dass mein Baby zunimmt. Es war für mich erleichternd zu sehen, dass sie sich gesund entwickelten und genügend Nahrung erhielten, sprich, dass ich sie ausreichend (lang) stillte. Das viele Wiegen im Krankenhaus kann aber auch verunsichern und die Gewichtsabnahme deines Babys kann dich verängstigen (leider wird häufig auch zu schnell zum Zufüttern geraten). Meine Babys haben alle erst ab dem 4. Tag wieder zugenommen, nämlich ab dem Tag, an dem ich meinen Milcheinschuss hatte. Damit dein Baby auch gut zunehmen kann, ist es wichtig, dass du es regelmässig und ausgiebig stillst. Wie schon gesagt, und auch in anderen Artikeln beschrieben, sollte dies am Anfang mindestens alle drei Stunden und mindestens 30 Minuten lang sein.

Die meisten Neugeborenen sind am Anfang sehr schläfrig und schlafen an der warmen Brust gerne nach nur kurzer Zeit ein. Dann musst du dein Baby wecken und schauen, dass es wieder weiter saugt, sprich, auch schluckt. Du kannst dein Baby wecken, indem du es bis auf den Body (und vielleicht sogar die Windel) ausziehst, seine Füsschen kitzelst, ihm über den Kopf streichst (entgegen Haarwuchsrichtung), ihm leicht an den Ohren ziehst oder den Rücken reibst. Ist es ganz schläfrig oder möchte die zweite Brust nicht nehmen, empfand ich es als eine sehr wirksame Weckmethode, das Baby zwischen dem Wechseln zur anderen Brust zu wickeln (in den ersten paar Wochen war dies bei jedem Stillen nötig). 

Meine Babys brauchten übrigens in den ersten 3-4 Wochen immer länger als 30 Minuten zum Stillen. Vor allem wenn es dein erstes Baby ist, kann es gut sein, dass dein Baby am Anfang bis zu einer Stunde Stillen benötigt bis es eine ganze Mahlzeit getrunken hat und satt ist. Doch das ist wichtig, damit dein Baby auch gut zunimmt und du auch nicht alle Stunde wieder stillen musst, weil dein Baby nur Minimahlzeiten bekommt.

Stillen braucht am Anfang vor allem viel Zeit, Geduld und Übung. Verliere nicht gleich den Mut wenn das Stillen sich am Anfang als schwierig gestaltet. Und denke ja nicht, dass es an dir liegt, dass das Stillen nicht so gut klappt.

Gerade in den ersten Wochen mit einem Neugeborenen, kann man sich wie im Hamsterrad vorkommen. Das Leben scheint nur noch aus Stillen (oder Flasche), Wickeln und Schlafen zu bestehen. In dieser Anfangszeit kann man sich nicht vorstellen, dass man jemals wieder aus dieser Mühle herauskommt. Aber das wirst du, dein Leben wird bald wieder normaler, glaub mir!

Endlich Zuhause

Nach meistens 3-4 Tagen (ab deinem 2. Kind evtl. auch früher) sind du und dein Baby bereit, um nach Hause zu gehen. Ein grosser Schritt, der meistens auch mit Ängsten verbunden ist. Wie werde ich das zu Hause schaffen? Was ist wenn dies oder jenes passiert? Das nach Hause gehen fühlt sich meistens wie ein Sprung vom 5-Meter-Sprungturm an. Doch wenn man dann erstmal unten angekommen ist, war es gar nicht so schlimm.

Zuhause ist dann wirklich alles ein bisschen anders und du musst deine kleinen Angewohnheiten, die du im Krankenhaus bereits gefunden hast, wieder etwas umstellen. Da ist nur schon das etwas andere Stillkissen (darum nahm ich übrigens immer mein eigenes Stillkissen mit ins Krankenhaus), auch andere Geräusche und Lichtquellen sorgen für eine Umstellung. Doch du wirst dich schnell zurechtfinden und vor allem ist es mit am Schönsten, deinem Baby sein Zuhause zu zeigen.

Bist du dann zuhause, ist es sehr wichtig, dass du dir Hilfe organisierst. Es geht nicht darum, dass du es nicht selber schaffen würdest. Sondern es geht darum, dass du dich auch wirklich erholen kannst und die ersten paar Tage mit deinem Baby nicht als zu stressig und einsam empfindest!

Die ersten Wochen zuhause mit einem Baby werden von den meisten Erst-Eltern im Vorhinein eher unterschätzt. Du brauchst viel Ruhe, um schlafen zu können und Zeit, um für dich und dein Baby zu sorgen. Und hast du schon Kinder, wirst du grössere und (in deinen Ohren) lautere Kinder vermutlich für den Moment nicht so gut vertragen können (keine Angst, das ändert sich wieder). 

Darum empfehle ich dir sehr, die ersten paar Tage zu schauen, dass dein Mann zuhause sein kann. Dein Mann nimmt dir sicher gerne mal das Baby oder ältere Kinder ab und du wirst auch froh sein, ihn als emotionale Stütze da zu haben. Wenn dies nicht möglich ist, empfehle ich dir an seiner Stelle unbedingt jemanden zu haben, der regelmässig nach dir schaut, für dich kocht und ein paar Dinge für dich im Haushalt erledigen kann. Du wirst nämlich ziemlich viel mit deinem Baby, dem Stillen und mit der Pflege für dich selber beschäftigt sein (pflege der Dammnaht und Brustwarzen, genügend Essen und Trinken, Schlafen usw.). Und am Anfang braucht man für die normalsten Dinge, wie z.B. Duschen, aufgrund von Schmerzen, Müdigkeit und einem erhöhten Pflegebedarf von dir selber einiges länger als normalerweise. Viel Zeit und Energie für anderes bleibt dir vermutlich nicht.

Gestalte die ersten paar Wochen zuhause ruhig. Du musst noch nicht viel leisten und schon gar nicht einen perfekten Haushalt führen!. Du hast später noch alle Zeit der Welt, um deinen Haushalt wieder zu führen und alles selber zu machen. Gönne dir und deinem Baby einen langsamen Start ohne Druck und Stress. Geniesse es und schlafe wann immer du kannst!

Ein Start mit einem neuen Baby benötigt viel Geduld und ist häufig von Unsicherheit und viel Müdigkeit begleitet. Doch sei auch geduldig mit dir selbst, lass dir Zeit zum Lernen und erfreue dich an den süssen und wundervollen Momenten mit deinem Baby. Sie sind einzigartig und kommen nie wieder!

TIPP:
Eine der besten Möglichkeit wie Personen ausserhalb deiner Familie dir helfen können, ist, dass sie dir bereits vorbereitete Mahlzeiten vorbeibringen. Denn nahrhaftes und warmes Essen ist jetzt wichtig und hilft dir, dich schneller zu erholen. Und es trägt zu deinem Wohlbefinden bei. Doch um dir selber ein gutes Menü zu kochen, fehlt es dir in den ersten 1-2 Wochen zuhause vermutlich an Energie und Zeit. Darum empfand ich fertige, aber selber gekochte gesunde Mahlzeiten von anderen immer als eine riesige Entlastung (auch wenn mein Mann zuhause war). Wohnst du etwas weiter weg von anderen, können sie dir auch schon vor der Geburt Mahlzeiten für den Tiefkühler bringen, die du oder dein Mann dann nur noch auftauen und erwärmen müssen. Sehr gut eignen sich dazu Gerichte für den Ofen, wie Lasagne und Aufläufe.
Frage doch vor der Geburt in deinem Umfeld oder deiner Gemeinde nach dieser Art von Hilfe. Vielleicht ist dies ja auch der Anfang einer neuen Tradition oder eines neuen Dienstes in deiner Gemeinde, wer weiss. Ich durfte einige Male in den Genuss von solchen “Mahlzeiten-Diensten” kommen und auch ein paar Mal anderen solche Mahlzeiten organisieren. Beides war immer ein grosser Segen!

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