6 Wege wie du andere Frauen ermutigen kannst

Manchmal umgibt uns dieses Gefühl der Einsamkeit. Es schleicht sich in unser Herz hinein und wir können es selbst gar nicht so richtig verstehen. Wie können wir einsam sein, wenn so viel Trubel, Lautstärke und Leben um uns herum ist? Es geht uns doch äusserlich gut. Wir haben ein Dach über dem Kopf, genug zu essen und viel Grund, um dankbar zu sein. Trotzdem erfüllt uns manchmal eine innere Leere.

Einsamkeit zeigt uns, dass Gott uns als Wesen geschaffen hat, die auf Gemeinschaft angelegt sind (vgl. 1. Mose 2,18). Einsamkeit hat also nicht nur damit zu tun, keine andere Person um sich herum zu haben. Sie kann auch da entstehen, wo wir uns ein offenes Ohr zum Zuhören wünschen. Jemanden zum Reden, der unsere Lage versteht, jemanden, der Anteil nimmt und sich in unsere Situation mit hineindenkt oder mal mit uns mit weint, weil er ebenso überfordert ist wie wir oder selbst sich noch gut daran erinnern kann, wie es ist …

Auch die Zeit als Mama (besonders mit kleinen Kindern im Haus) kann manchmal ein Gefühl der Einsamkeit in uns hervorrufen. Die Anforderung an uns, 24 Stunden an 7 Tagen der Woche für die Bedürfnisse unserer Kinder verantwortlich zu sein, kann zeitweise sehr zermürbend sein. Dazu der Schlafmangel und an manchen Tagen das Gefühl, am Ende des Tages zwar völlig erschöpft, aber ohne nennenswerte Fortschritte dazustehen. Wir denken vielleicht an unsere kinderlosen ehemaligen Arbeitskollegen, die frei und fröhlich ihren Tag planen können und haben das Gefühl, nach weltlichen Messstäben nichts Messbares zustande gebracht zu haben. Und dies ist nur eins von vielen Beispielen verschiedener Herausforderungen, die uns im Alltagsleben begegnen können.

Damit wir der Einsamkeit entfliehen (oder sie gar nicht erst entstehen kann), ist es ungemein wertvoll, wenn wir einander im Blick haben und am Leben des anderen teilhaben, beziehungsweise auch andere an unserem Leben teilhaben lassen. Die Bibel ist gefüllt von den sogenannten “einander”-Stellen, die uns vor Augen führen, dass Gott es so gewollt hat, dass wir in Gemeinschaft und engem Austausch mit anderen leben. Eine dieser Stellen steht in 1. Thessalonicher 5,11.

1. Thessalonicher 5,11: Darum tröstet euch unter einander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.

Weitere “einander”-Stellen findest du auch hier:
Johannes 15, 12 / Johannes 13,34 / Römer 15,7 / 1. Johannes 4,7 / Jakobus 5,16 / 1. Johannes 4.11 / Kolosser 3,9-10 / 1. Johannes 4,12 /Kolosser 3,13 / Galater 5,13 / Epheser 4,2 / Römer 12,10 / Epheser 4,32 / 1. Korinther 7,5 / Johannes 13,14 / Römer 14,13 / Hebräer 13,4 / 1. Thessalonicher 5,15

Nimm dir einmal die Zeit, sie alle einmal zu lesen! So wichtig ist es für Gott, dass wir den Blick und die Fürsorge für den anderen haben, dass er es an so vielen Stellen der Bibel erwähnt. Je mehr wir voneinander wissen und im Kontakt miteinander stehen, können wir uns auch gegenseitig unterstützen, unser Leben für Gott einzusetzen.

Hebräer 10,24: So lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.

Sich gegenseitig als Frauen anzuspornen, kann einen grossen Effekt haben. Und darum soll es in diesem Artikel gehen, indem wir 6 Wege betrachten, wie wir einander darin ermutigen können, mitten im stürmischen Alltag den Blick auf das Wesentliche nicht zu verlieren: Nämlich jeden Tag für Gott zu leben, sei es ein leichter, fröhlicher Tag oder ein schwerer, trübsinniger, der einige Schwierigkeiten mit sich bringt.

1. Lade in dein Zuhause ein

Die Aufforderung dazu, uns anderen Menschen zuzuwenden, indem wir gastfreundschaftlich sind, sie einladen und dadurch ermutigen, lesen wir an vielen verschiedenen Stellen in der Bibel.

Hebräer 13,2: Vernachlässigt nicht die Gastfreundschaft; denn durch sie haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.

Römer 12,13: Nehmt Anteil an den Nöten der Heiligen, übt willig Gastfreundschaft!

1. Petrus 4,9: Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren.

Das Wort Gastfreundschaft bedeutet im griechischen Originaltext „philoxenia“ – zusammengesetzt aus „philos“ von „liebend“ und „xenos“ „dem Fremden gegenüber“.

Wir finden in diesen Versen also die Aufforderung für zwei Personengruppen: Zum einen sollen wir gastfreundlich unseren Glaubensgeschwistern gegenüber sein, zum anderen aber auch gegenüber fremden Menschen, die wir nicht so gut kennen. Gastfreundschaft bedeutet also nicht, nur die Menschen einzuladen, die ich besonders gerne mag und die zu meiner Familie und meinen Freunden gehören. Diese sollen wir auch einladen, aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben.

Und dazu hat jede von uns die Möglichkeit. Eine neue Familie kommt an einem Sonntag zu Besuch in die Gemeinde, wir können freundlich auf sie zugehen und sie einmal zu uns nach Hause einladen. Im Jugendkreis gilt das Gleiche. Da ist dieses neue, eher schüchterne Mädchen. Du kannst sie ansprechen und sie auf einen Kaffee zu dir einladen. Oder aber die Nachbarn, mit denen man sich eigentlich nur im Vorbeigehen auf der Strasse kurz mal unterhält. Für Gastfreundschaft gibt es unzählige Möglichkeiten und unzählige Gelegenheiten. Ein Freund von uns aus der Gemeinde ist alleinstehend und hat sich deshalb lange gescheut, jemanden in seine einfache Studentenbude einzuladen, die nur aus einem Zimmer bestand und nicht besonders gemütlich eingerichtet war. Aber er machte es sich zur Aufgabe, einzelne Leute zur Imbissbude nebenan einzuladen. Er hat damit vielen Leuten schon viel Gutes getan. Auch das ist Gastfreundschaft.

Die Verse in 1. Petrus 4,9 sagen auch, wie diese ausgeführt sein soll. Ohne Murren, also ohne dass ich mich innerlich darüber ärgere, mehr Arbeit zu haben. Und, wie wir in Lukas 14,12-14 lesen: Ohne eine Gegenleistung (oder Gegeneinladung) dafür zu erwarten. Bei Gastfreundschaft geht es um mehr, als ein leckeres Essen zuzubereiten. Es geht darum, ein offenes Ohr für den anderen zu haben, nachzufragen, wie es ihm geht. Es geht darum, ihn zu ermutigen und auf Gott hinzuweisen.

Solche Gespräche sind oft eine tolle Möglichkeit, um auf den Glauben zu sprechen zu kommen. Vielleicht sieht dein Besucher einen aufgehängten Bibelvers in deinem Wohnzimmer und spricht dich darauf an. Aber selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, kann es einen Effekt haben. Wenn wir die Türen von unserem eigenen Zuhause öffnen, zeigen wir dem anderen Vertrauen und dass wir uns ihm ehrlich zuwenden wollen.

2. Starte ein gemeinsames Leseprojekt

Das kann beispielsweise bedeuten, dass du dich mit einer Freundin absprichst. Ihr nehmt euch ein Buch vor und sprecht ab, dass ihr innerhalb von zwei Wochen jeder für sich ein Kapitel davon lest. Und dann telefoniert ihr oder trefft euch und sprecht darüber, wie ihr das Kapitel fandet oder was ihr daraus gelernt habt.

Oder aber du startest einen Lesekreis: Das heisst, du suchst ein gutes Buch heraus und fragst in deinem Umfeld herum, wer Lust hat, dieses Buch zu lesen. Und dann könnt ihr euch alle 3 bis 4 Wochen treffen, entweder bei dir zuhause oder reihum, ihr geniesst einen kleinen Snack zusammen, sprecht das Kapitel durch (und die Fragen, die am Ende stehen) und betet am Schluss gemeinsam. Wenn ihr einen festen Zeitrahmen von ungefähr einer Stunde festlegt, werden alle Teilnehmer noch motivierter sein.

Ein Buch, das sich dafür bestens eignet, ist das Buch “Frau mit Profil“ von Barbara Hughes. Es behandelt Themen wie Gebet, Gottesdienst, Zeugnis geben, für andere zu sorgen und Ausdauer im Glaubensleben. Dabei geht es all die Bereiche durch, in denen Gott uns Frauen (ganz unabhängig davon, ob wir ledig sind, verheiratet, jung oder alt, mit oder ohne Kindern) einsetzen will. Es ist kurzweilig geschrieben, mit vielen praktischen Beispielen gespickt, und enthält viele Bibelstellen, die deutlich machen, dass die Autorin nicht nur ihre persönliche Meinung, sondern biblische Prinzipien darlegt. Ich habe aus diesem Buch sehr viel lernen dürfen und es hat den Vorteil, dass man es auch als gemischte Gruppe von Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen sehr gut gemeinsam lesen kann.

An dieser Stelle muss ich berichten, dass dieses Buch einer der Ausgangspunkt war, von dem aus ich zum ersten Mal so richtig den Segen von geistlichem Austausch unter Frauen erlebt habe. Das ist mittlerweile mehr als 10 Jahre her. Mein Mann und ich hatten uns damals gerade verlobt. Als ich mich am Sonntag mit zwei Freundinnen aus der Gemeinde unterhielt, kamen wir darauf, dass dieses Buch sich spannend anhört und es sich bestimmt lohnen würde, das mal intensiv durchzulesen. Und um uns dabei zu motivieren, legten wir fest, dass wir uns doch alle drei Wochen treffen könnten, um ein wenig “positiven Lesedruck” zu schaffen und darüber zu sprechen. Einige weitere Mädels aus unserer Jugendgruppe kamen nach und nach dazu und jedes Mal ging ich so ermutigt und neu gestärkt von diesen Treffen nach Hause. Vor kurzem erst erlebte ich erneut den Segen dessen, dieses Buch mit anderen Frauen gemeinsam durchzuarbeiten. Und zwar nahmen wir es als Grundlage für unsere Andachten mit den Müttern in unserer Mutter-Kind-Gruppe – und auch dieses Mal war es genauso. Ich lernte neue und andere Dinge und wir hatten jedes Mal einen sehr intensiven Austausch darüber.

All diese Bemühungen, wie ein solcher Lesekreis, brauchen den Rahmen einer Gemeinde. Die gemeinsamen Treffen sollen uns gegenseitig darin bestärken, unter anderem in diesem Bereich unsere Verantwortung wahrzunehmen und uns nicht aus der Gemeinde herausziehen, weil wir nun einen davon losgelösten Kreis gefunden haben, in dem wir uns wohl und verstanden fühlen. Punktuelle Treffen in einem Bücherkreis können uns sogar gerade dazu ermutigen, unseren Platz in der Gemeinde besser auszufüllen.

3. Schreibe eine Ermutigungsmail oder -karte

Es sind oft die kleinen Dinge, die eine Gemeinde und eine Gesellschaft zusammenhalten. Gott gibt uns Frauen (als beziehungsorientierten Wesen) eine grosse Aufgabe und Verantwortung – und wir müssen uns immer wieder fragen, ob wir diese Verantwortung auch wahrnehmen und uns die Zeit dafür nehmen. Es sind genau diese wichtigen Dinge, die oftmals von den dringlichen Dingen in unserem Alltag verdrängt werden. Dabei sind es aber die Dinge, die dich und andere Frauen weiter bringen, wachsen lassen und dazu beitragen, dass wir einander im Blick behalten. Sie sind (wie viele andere Aufgaben, die wir als Frauen und Mütter erfüllen) der Klebstoff, der eine Gemeinde beieinander hält. Eine Aufgabe, die oftmals im Hintergrund geschieht und niemand anderes als der Empfänger deiner Ermutigung wird jemals davon mitbekommen. Doch Gott sieht es, wie du dich liebevoll deinem Nächsten zuwendest und du darfst dafür sogar Schätze im Himmel sammeln.

Matthäus 25,40: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!

Wenn wir uns unserem Nächsten zuwenden, dienen wir also Gott selbst – was für ein Ansporn!

4. Führe ein Gespräch mit aufrichtigem Interesse

Wir alle kennen den Unterschied zwischen einem Gespräch, in dem jeder eher oberflächlich auf das vorher Gesagte eingeht. Manchmal hört man auch ein Gespräch in der Bahn mit. Jeder wartet nur auf eine kurze Pause, um dann mit einem „Also bei mir war das ja so und so..“ schnell seinen Beitrag zum Thema abzugeben.

Was meint ein Gespräch mit aufrichtigem Interesse? Es meint ein gezieltes Nachfragen und gezieltes Zuhören, ein gezieltes sich dem anderen Zuwenden. Es macht einen riesigen Unterschied, ob ein Gesprächspartner nur höflich nickt und lächelt oder weiter nachfragt, zum Beispiel: Wie läuft es gerade auf deiner Arbeit? Nicht so gut? Was ist denn genau gerade schwierig? Kann ich für etwas Konkretes beten? Und wie sehr wird sich diese Person freuen, wenn du im Gebet wirklich daran denkst, es auf deine Gebetsliste schreibst und nach einer oder zwei Wochen noch einmal nachfragst, ob sich an der Situation etwas verändert hat.

Für solche Gespräche braucht es manchmal etwas Übung. Mancher hat einen sehr offenen Charakter und es fällt ihm leicht, auf unbekannte Menschen zuzugehen. Anderen fällt das deutlich schwerer. Auch mir fiel es früher sehr schwer, auf neue Leute zuzugehen. Meinem Bruder jedoch nicht und da er mit jeder Person ins Gespräch kommt, fragte ich ihn, wie er das eigentlich schafft… Seine Antwort: “Das ist eigentlich nicht schwer. Überlege dir einfach ein paar Fragen, die du jedem stellen kannst. Als Einstieg beispielsweise ‘Hey, ich habe dich hier noch nie getroffen. Bist du zum ersten Mal da? Was machst du eigentlich beruflich? Hast du Familie in der Gegend?’ Und ist die erste Hürde vorerst genommen, ergibt sich meist ein Gespräch und wenn nicht, dann hat man zumindest ein paar Sätze miteinander gewechselt.”

Jeder muss sich erstmal überwinden, um jemanden Fremdes anzusprechen. Aber wenn der andere sieht, dass du dich getraut hast, diese Hürde zu nehmen (und ist dieser erste kurze komische Moment überstanden, dass ihr euch eigentlich nicht kennt und trotzdem miteinander redet, ja, den gibt es meistens nämlich), findet man eigentlich immer ein gemeinsames Thema. Und dein Gesprächspartner wird dir dankbar dafür sein, dass du auf ihn zugegangen bist und ihr so ein gutes Gespräch führen konntet, das über Small Talk hinausgeht.

Übrigens ist Small Talk auch nicht immer nur hinderlich, denn er kann eine gute Brücke hin zum Deep Talk und tiefgründigen Gesprächen schlagen. Unter Müttern hat die Frage ‘Und wie schläft dein Baby gerade nachts so?’ schon oftmals zu einem sehr guten und wichtigen Gespräch geführt.

Auch ein Buchkreis oder das Austauschen von Gebetsanliegen befördert diese zugewandten Gespräche. Es liefert Anknüpfungspunkt und es wird zu etwas ganz Natürlichem, dass ein Gespräch über den Small Talk hinausgeht. Vor einigen Sonntagen erst kam eine Frau aus der Gemeinde auf mich zu und erzählte mir ganz offen, wie ihre Lage gerade ist. „Ich wollte einfach eine ehrliche Antwort auf dein ‘Wie geht es dir?’ geben, nicht einfach nur ‘ja, gut, danke’ und das wars.”

Daran können wir uns ein Vorbild nehmen. Gehe einfach so auf andere Frauen zu, wie du selber gerne angesprochen werden würdest. Gott hat keine Schablone, nach der er uns alle gleich gestaltet hat, sondern er macht mit jedem individuelle Handarbeit. Jeder hat seine eigene Art und seinen ganz eigenen Stil wie er ein solches Gespräch führt und das ist auch genau richtig so! Je unterschiedlicher wir als “Gesprächstypen” sind, desto mehr unterschiedliche Personengruppen können wir dadurch auch erreichen.

5. Übe praktische Hilfe – denn sie ist mehr als eine gute Tat

Erst letztens telefonierte ich mit einer Freundin. Sie und ihr Mann sind erst vor kurzem umgezogen, sie waren in ihrem bisherigen Umfeld sehr verwurzelt, gemeindlich aktiv, hatten viele Freunde und nun mussten sie in eine Umgebung ziehen, in der alles neu für sie war. Neue Gemeinde, neue Menschen, neue Kontakte. Ganz überraschend kam dann in der Gemeinde, die sie neu besuchen, eine Frau auf meine Freundin zu, die ihr anbot, mal für zwei Stunden auf ihr kleines Baby aufzupassen, damit sie in Ruhe etwas erledigen kann. Dies kam für meine Freundin genau zum richtigen Zeitpunkt und war eine echte Gebetserhörung für sie, „Ich bin so froh, dass es Gemeinde gibt“, sagte sie mir am Telefon. Und damit meinte sie nicht nur, dass sie durch die angebotene Hilfe zwei Stunden für sich selbst gewonnen hatte. Die zugewandte Haltung, die den anderen im Blick hat und nicht nur ein gutes Wort parat hat, sondern konkrete Hilfe anbietet war es, die sie so dankbar machte.

Und genau das ist es, was praktische Hilfe bewirkt. Sie ist viel mehr als nur eine gute Tat. Sie ist der Ausgangspunkt für ein ermutigendes Wort oder Gespräch, das dem anderen vermittelt: Du musst deine Lasten nicht alleine tragen – wir tragen sie gemeinsam.

Vielleicht bist du Mutter von bereits erwachsenen Kindern und kannst überlegen, wo es in deinem Umfeld eine junge Mutter gibt, die deine Unterstützung, Hilfe oder Ermutigung brauchen kann. Ganz praktisch mit Hilfe im Alltag und Haushalt, aber auch mit biblischer Ermutigung, den Kindern und der Familie Priorität zu geben und dadurch, dass du ihr sagst, wie viel Segen Gott darauf legen will. Dieses Prinzip wird uns in Titus 2,3-5 vorgestellt (weitere ausführliche Gedanken zu dieser Stelle findest du z.B. im Artikel: Der generelle Auftrag von Titus 2,3-5: Lehren und belehrbar sein, Teil 1).

Und dafür braucht es die Bereitschaft auf beiden Seiten. Manchmal bieten ältere, erfahrenere Frauen ihren Rat an, aber die jüngeren wollen ihn nicht hören – weil sie es selbst besser wissen und heute ohnehin alles anders ist als früher. Manchmal suchen jüngere Frauen aber auch nach einer erfahreneren Ratgeberin, aber finden keine Frau, die bereit ist, sich Zeit zu nehmen und die ihren Rat auch auf Grundlage von biblischen Prinzipien weitergeben und begründen kann. Gott möchte, dass wir einander zur Seite stehen und unser Austausch genau diesen Zweck erfüllt, dass wir einander ermutigen und mit biblischem Rat zur Seite stehen.

6. Sei jemandem eine Freundin, wie du sie dir selbst wünschen würdest

Vielleicht suchst du schon länger nach einer anderen Frau, mit der du im intensiven Kontakt sein, von der du dich verstanden fühlst und Ermutigung und Rückendeckung erfahren kannst. Du sehnst dich nach einer vertrauensvollen Person, mit der du deine Freuden und Sorgen teilen kannst, doch niemand ist bisher so auf dich zugekommen?

Dann mache du den ersten Schritt und sei so eine Freundin für jemanden, so wie du sie dir wünschen würdest. Schon einige Male durfte ich erleben wie Gott mich auf diesem Wege mit so herzlichen und innigen Freundschaften beschenkt hat – und das manchmal sogar an Stellen, wo ich es nie erwartet hätte.

Was Ermutigung in unserem Leben bewirken kann

Wenn Frauen sich geistlich austauschen und gemeinsam über Gottes Wort sprechen, es bearbeiten, sich helfen und beistehen, um mehr dazuzulernen und in der Heiligung zu wachsen, dann hat dies grosse Auswirkungen auf unser eigenes Leben und das Leben vieler anderer. Wenn wir andere Frauen ermutigen, kann Gott eine Vielzahl grosser Dinge in unserem Leben geschehen lassen.

Denn geistlicher Austausch und Ermutigung kann so viel bewirken!

  • Es lässt unser Herz zu Jesus hin wachsen: Es hilft uns, Gott immer mehr kennen zu lernen, zu verstehen, was er für unser Leben möchte, zu verstehen, wer er ist und wie er ist, sodass wir ihn immer mehr lieben.
  • Es lässt uns falsche Überzeugungen erkennen: Es überführt uns von Sünde und zeigt uns auf, wo wir andere Entscheidungen in unserem Leben treffen müssen.
  • Es lässt die Liebe und Beziehung zu unseren Glaubensgeschwistern wachsen: Wir wissen, wofür wir ganz praktisch füreinander beten können und wir teilen unser Leben im echten Sinne und sind gemeinsam und nicht als Einzelkämpfer auf dem Weg.
  • Es lässt Menschen zu Jesus finden: Viele Beispiele zeigen, wie Menschen durch eine persönliche Beziehung und Freundschaft zu jemandem zu Jesus finden durften. Unser Austausch mit einer anderen Frau kann also jemanden zu Jesus führen oder ein kleiner Teil in einer Kette von Ereignissen auf einem langen Weg bis dahin sein (vgl. 1. Korinther 3,6: “Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Gedeihen gegeben.”) Viele kleine Begegnungen können letztendlich dazu beitragen, dass jemand zu Jesus findet, und manchmal werden wir keine direkte Auswirkung von unserem Gespräch mitbekommen – in der Ewigkeit dann aber erkennen dürfen, wie Gott es gebraucht hat. Unser Austausch spornt auch grundsätzlich unseren evangelistischen Eifer an. Wenn wir hören, wie jemand anderes von Jesus weitererzählen konnte, bekommen wir vielleicht selber eine neue Idee, was wir tun können, um jemanden auf Jesus hinzuweisen
  • Es rüstet uns aus, um anderen Menschen zu dienen: Es ist in unserer Welt, die nach Selbstverwirklichung ruft, keine Selbstverständlichkeit, eine Leben für andere zu führen und nicht nur die eigene Ziele, Wünsche und das eigene Glück im Blick zu haben. Geistlicher Austausch wird uns helfen, opferbereit zu sein, um anderen Menschen zu helfen
  • Es tröstet uns inmitten der härtesten Stürme: Wie wohltuend kann ein Wort zur rechten Zeit sein, das uns daran erinnert, dass wir trotz der Not, in der wir gerade stehen dennoch nicht alleine sind und einen starken und allmächtigen Gott an unserer Seite haben, der letztlich alles zum Guten wenden wird (vgl. Römer 8,28).
  • Es formt unseren Charakter so, wie Gott ihn haben will: Das geschieht durch neues Wissen und Erkenntnisse, die wir dadurch sammeln, dass wir die Bibel gemeinsam studieren und immer besser kennenlernen, durch einen Vers, den jemand anderes genau zum richtigen Zeitpunkt in unser Leben hineinspricht. Es geschieht durch Freude, die wir darin erleben und diese echte Gemeinschaft, die Gott dabei stiftet und die so wohltuend für unser Herz ist. Aber es geschieht auch durch Enttäuschung, wenn wir in einen Menschen viel Zeit und Liebe investiert haben und sich dieser Mensch am Ende vielleicht sogar gegen uns und noch schlimmer gegen Gott stellt – all dies formt unseren Charakter und lässt uns wachsen.
  • Es ermutigt uns, ein Leben zu Gottes Ehre zu führen: Es hilft uns, um Gott zu verherrlichen mit allen Gedanken, Worten und Taten.

Wir sollen allen Menschen Gutes tun und wir haben eine Verantwortung füreinander, besonders auch für unsere Glaubensgeschwister.

Galater 6,10: So lasst uns nun, wo wir Gelegenheit haben, an allen Gutes tun, besonders aber an den Hausgenossen des Glaubens.

Die Formulierung “wo wir Gelegenheit haben” kann schnell in dem Sinne missverstanden werden, dass es sich dabei um etwas Passives handelt, worauf wir warten müssen, ob es sich eben von alleine ergibt. Es hört sich passiv an, ist aber eine höchst aktive Sache.

Deshalb plane es ein, denn es wird sich nicht von alleine ergeben. Mache es zu deiner Priorität, denn du wirst zu anderen Dingen manchmal auch “nein” sagen müssten, damit Zeit dafür bleibt. Und bete für offene Augen, denn dann wird Gott dir konkrete Menschen über den Weg schicken.

Du wirst staunen, was Gott alles daraus machen kann, wenn du mutig losgehst, um andere in ihrem Leben mit Jesus anzuspornen. So wie es auch Cheryl Marshall1 erlebte:

„Ich erinnere mich noch gut daran, wo ich gerade stand, als mein Mann diese Worte zu mir sagte: ‘Weisst du, was dein Problem ist? Es spricht niemand die Wahrheit in dein Leben hinein.’ Ich stand in unserem Schlafzimmer, hatte am Nachmittag immer noch meinen Schlafanzug an, Tränen liefen mein Gesicht herab. Seit wir vor ein paar Monaten zurück nach Houstan (Texas) gezogen waren, schien es, als hätten meine Tränen niemals aufgehört zu fliessen. Ich hatte bereits den Überblick verloren, wie oft wir in unseren 15 Jahren Ehe bereits umgezogen waren, und ein weiteres Mal hatten wir Familie, Freunde und das Gewohnte zurückgelassen. Und das ohne eine neue Gemeinde oder irgendwelche Kontakte. Die Einsamkeit, die ich fühlte, war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich begann unter dem erdrückenden Gewicht der letzten Jahre zu zerbrechen. Finanzielle Probleme, Homeschooling, Zwillingsbabys, Wochenbett Depression und die Sorgen über meine erweiterte Familie forderten ihren Tribut. Meine Ehemann und meine drei Kinder brauchten mich als Ehefrau und Mutter, aber ich hatte nichts mehr zu geben. Ich fühlte mich wie ein ausgepresster Schwamm – von Sorgen fest erdrückt – ich war trocken und ausgelaugt. Ich war der festen Überzeugung, dass ich erledigt war.

In den frühen Morgenstunden begann ich, die Psalmen zu lesen. […] [Gott] erinnerte mich daran, dass ich nicht alleine bin. Er erinnerte mich daran, dass er gut ist und sein Wort die Wahrheit. Er erinnerte mich daran, dass ich eine von vielen bin, die über die Jahrhunderte tief verletzt waren und doch wussten, dass es sich lohnt Gott zu vertrauen. […] Der Herr hatte hier in Houstan (Texas) wunderbare Geschenke für mich vorbereitet, die mich wiederherstellen sollten. Sie würden mir helfen, ihn, mich selbst und mein Leben wieder richtig zu erkennen.

Das erste Geschenk war Dede. Diese sprudelnde fünffache Mutter, vier davon waren adoptiert, rasten mit einem ansteckenden Lächeln und einem verschmitzten Augenzwinkern in mein Leben. Dede nahm mich sofort liebevoll und herzlich auf – wie sie es bei so vielen anderen ebenso tat. Wir trafen uns das erste Mal an einem Sonntagnachmittag im Dezember, und nach ein paar Wochen lud sie meine ganze Familie für die Ferien zu sich nach Hause ein. Dede fand mich umherirrend und nahm mich auf. Seitdem ist ihre Freundschaft ein sicherer Hafen für mich, ein Ort der Transparenz und bedingungslosen Liebe.

Liana war das zweite Geschenk. Bedacht, geflissentlich und leidenschaftlich. Liana ist eine geborene Lehrerin mit einem dienenden Herzen. Sie war die Lehrerin meines Sohnes in der 4. Klasse und unsere Freundschaft blühte in einem Sommer auf, als wir auf den Stufen eines öffentlichen Freibads sassen und über theologische Feinheiten diskutierten, während wir unsere Vorschulkinder beim Schwimmen im Blick behielten. Zu diesem Zeitpunkt erahnte ich nicht einmal die Tiefe der geistlichen Ermutigung und die vielen Stunden an Gesprächen, in denen sie mir (nach dem Prinzip Eisen schärft Eisen) so vieles über biblische Lehre und Elternschaft beibringen würde. Liana hat sich über viele Jahre als treue und loyale Freundin erwiesen.

Das dritte Geschenk war Rebecca. Sie ist eine Säule des Glaubens, der Art von Glauben, die im Feuerofen geschmiedet wurde. Als geschiedene zweifache Mutter hat sie viele Nöte erduldet, aus denen jedoch tiefe Freude, ein weises Herz und ein lebendiger Dienst für Frauen in ihrer Gemeinde hervorgegangen sind. Wir trafen uns in der Homeschooling-Kooperations-Gruppe unserer Kinder und seitdem sind unsere Leben ineinander verflochten. Rebeccas Beispiel, wie sie Gott in jedem Detail ihres Lebens vertraute, hat mich oftmals von meinem mangelnden Glauben überführt und mich gleichzeitig angespornt, Gott mehr zu vertrauen.

Drei ganz verschiedene Frauen. Drei einzigartige Geschenke Gottes. Drei Frauen, die mutig die Wahrheit aussprechen und Gott und sein Wort lieben. Er wusste genau, was, oder besser gesagt WEN, ich brauchte, um mir zu helfen, diese harten ersten Monate in Texas durchzustehen. Jede dieser Frauen, mit ihrer von Gott gegebenen Perspektive und Persönlichkeit, kamen unerwartet in mein Leben und stärkten mich mit der Liebe und dem Wort Gottes. In meiner Bedürftigkeit, half Gott mir – er liebte mich – durch gläubige Frauen, die er in mein Leben stellte.

Möge Gott es schenken, dass diese Art von Austausch und Ermutigung in unserem Leben immer mehr zur Realität wird. Und um einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen, drucke dir dieses Arbeitsblatt aus und überlege mit Gebet, was du in den nächsten Tagen ganz konkret tun kannst, um eine andere Frau zu ermutigen. Ich wünsche dir viel Segen und Gelingen dabei und dass du die tiefe Freude erlebst, deine Bestimmung von Gott auszuleben und ein Ermutiger für andere zu sein.

Quellen:

  1. In ihrem Buch „When Words matter most“, also übersetzt – „Wenn Worte am meisten zählen“, beschreibt sie ein bewegendes Beispiel davon auf S. 17-19. ↩︎

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