Bist du belehrbar? – Der generelle Auftrag von Titus 2,3-5 (Teil 2)

Wir Menschen sind beeinflussbare Geschöpfe. Das ist ein Fakt, der uns durch die ganze Bibel immer wieder begegnet. Eva wurde zum Beispiel von der Schlange beeinflusst, Jakob von seiner Mutter Rebecca, Josefs Brüder beeinflussten sich gegenseitig, das Volk Israel liess sich von der ägyptischen Kultur und später von den Völkern um sie herum beeinflussen…

In der Bibel gibt es aber auch gute Beispiele von Menschen, die sich trotz negativer Umgebung nicht von ihren Mitmenschen beeinflussen liessen. Andere wandten sich bewusst nur guten Einflüssen zu. Da gibt es Noah, alleine in einer gottlosen Kultur, oder Mose unter dem murrenden und untreuen Volk. Samuel, der schon als kleiner Junge standhaft war und sich nicht an den schlechten Beispielen von Elis Söhnen orientierte. Daniel, der in einem fremdem Land in seiner hohen Stellung jahrelang standhaft blieb. Ruth, die mit Naomi in eine ihr unbekannte Kultur ging und unter deren Anleitung Gott glaubte und vertraute. Esther, die auf den Rat ihres Onkels hörte und mutig ihr Volk rettete. Aber auch Timotheus, der zuerst von seiner Grossmutter und Mutter und später von Paulus lernte, und sich somit positiv beeinflussen liess.

In Titus 2 geben uns die Kreter jedoch kein positives Beispiel. Sie liessen sich von der kretischen Kultur beeinflussen und nahmen somit weltliche, Gott nicht wohlgefällige, und darum sündhafte Verhaltensweisen an. Auch wir müssen uns fragen wie es um uns in dieser Sache steht? Von wem lassen wir uns beeinflussen?

Darf ich dich fragen, wo du als (junge) Frau nach Antworten zu Fragen wie der Partnerwahl, der Ehe, der Geburt und Babyphase, der Kindererziehung, Geldfragen und den Prioritäten von Arbeit, Hausfrau sein und Gestaltung deiner Freizeit suchst? Von wem lässt du dich beraten? Wen suchst du dir als Vorbild und wen findest du nachahmenswert?

In Titus 2,3-5 fordert Paulus die jungen Frauen auf, die Einflüsse, denen sie sich aussetzen, nicht dem Zufall zu überlassen. Sie sollen sich ganz bewusst gute Vorbilder suchen und sich von erfahrenen und gottesfürchtigen Frauen belehren lassen. Dazu gehört, dass sie auf deren Rat hören und sich mit biblischen Prinzipien anleiten und belehren lassen:

Titus 2, 3: Ebenso die alten Frauen in ihrer Haltung dem Heiligen angemessen, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem Wein, Lehrerinnen des Guten; damit sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig zu sein, den eigenen Männern sich unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird!

Im ersten Moment scheint es, als würden diese Verse nur zu den älteren Frauen sprechen. Doch Titus 2 spricht hier genauso die jungen Frauen an. Egal, ob du verheiratet oder ledig bist, ob du Kinder hast oder nicht, wie deine Lebenssituation auch aussieht sind das für dich sehr bedeutende Verse. Denn der Auftrag, dass ältere Frauen Lehrerinnen des Guten sein sollen, beinhaltet unumgänglich, dass junge Frauen Schülerinnen sein sollen.

Die Aufforderung, sich von älteren Frauen beeinflussen zu lassen, ist nicht einfach nur eine Empfehlung von Paulus oder ein Tipp, den man befolgen kann oder nicht. Paulus gibt hier eine ganz klare biblische Anweisung, die wir als christliche Frauen befolgen sollen, so wie alle anderen biblischen Anweisungen auch. Darum muss sich jede junge Frau ganz bewusst dazu entscheiden, sich eine oder mehrere ältere Frauen als Vorbild zu nehmen und sich von ihnen beeinflussen zu lassen.

Das Verlangen, zu lernen

Um sich von älteren, gottesfürchtigen Frauen beeinflussen zu lassen und sich sogenannte Lehrerinnen des Guten zum Vorbild zu nehmen, ist eines dringend notwendig: Man muss belehrbar sein!

Das Wörterbuch definiert das Wort belehrbar folgendermassen: fähig und bereit zu lernen, eine Lehre anzunehmen1. Belehrbar zu sein, ist eine Entscheidung zum Lernen. Etwas, wozu Paulus also jede junge Frau auffordert, damit sie von dem Wissen und der Erfahrung der älteren Frauen lernen kann, wie man nach Gottes Willen als Frau, Ehefrau, Mutter und Hausfrau lebt.

Leider ist es so, dass jungen Menschen (zu denen ich mich auch noch zähle) heutzutage nicht mehr vermittelt wird, dass sie Grossartiges von älteren Menschen lernen könnten. Uns jungen Menschen wird vielmehr beigebracht, dass wir heutzutage fortschrittlicher sind denn je. Wir sind gebildeter, haben grössere wissenschaftliche Erkenntnisse, können jedes Verhalten mit einer “Diagnose” begründen, wissen besser, was Kinder wirklich benötigen, sind fortschrittlicher in der Pädagogik und haben “toxische” Rollenbilder weit hinter uns gelassen. Auch der technische Vorsprung lässt uns die vorherigen Generationen bei weitem überragen und bei Fragen googlen wir oder finden ein Instagram Profil mit “Experten” zu diesem Thema.

Es scheint also, dass man als junge Person keine Notwendigkeit mehr sieht, eine ältere Person um Rat zu fragen und sich von ihr in Lebensfragen belehren zu lassen und von ihr zu lernen. Wie König Rehabeam verwirft darum auch heute manch junge Frau den Rat der älteren Generation und stempelt ihn als veraltet und rückschrittig ab. Das Ergebnis ist, dass sie nach weltlichen Lebensweisen leben, keine biblische Richtungsweisung erlangen und nicht auf Sünde aufmerksam gemacht werden. Sie lernen daher nicht und nehmen im geistlichen Verständnis und Wandel kaum zu.

1. Könige 12,8: Doch er (Rehabeam) verwarf den Rat der Alten, den sie ihm geraten hatten, und beriet sich mit den Jüngeren, die mit ihm gross geworden waren und die vor ihm standen.

Doch im Glauben wachsen und lernen zu wollen, sollte für jeden Christen sehr natürlich sein, ebenso Glaubensvorbilder zu suchen und von reifen und erfahrenen Christen zu lernen. Ein Lernen, das nicht nur reines biblisches Wissen anhäuft, sondern das Gelernte auch im Alltag umsetzt und im Wandel sichtbar wird. Das Ziel vom geistlichen Lernen und der Wunsch von jedem wiedergeborenen Christen sollte es sein, mehr und mehr nach dem Willen Gottes und zu seiner Ehre zu leben.

2. Timotheus 3,16+17: Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.

Gott hat uns zum Lernen und Umsetzen von unserem Wissen den Heiligen Geist geschenkt. Denn nur mithilfe des Heiligen Geistes ist es uns möglich, göttliche Dinge zu verstehen und nach seinem Willen zu wandeln (1. Korinther 2, 9-13; 1. Johannes 2, 27; Galater 5, 16). Doch die Bibel sagt auch deutlich, dass wir für unseren Lernprozess andere Christen benötigen:

Matthäus 28,20: (…) und lehrt sie alles zu halten, was ich euch befohlen habe.

Jakobus 5 16: Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet.

Leider ist es so, dass viele junge Frauen selbst gewählte, geistliche Waisen sind und keine geistlichen Mütter haben, weil sie nicht belehrbar sind. Dabei verpassen sie viel! Denn sie haben niemanden, der ihnen ein Vorbild ist und mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie sind niemandem Rechenschaft für ihren Wandel schuldig und haben so keinen Ansporn, um für ihr Glaubensleben die biblischen Anweisungen auch wirklich umzusetzen. Auch mit ihren Problemen und Nöten sind sie allein und somit anfällig dafür, Fehlentscheidungen zu treffen, sich der Welt anzupassen oder sündhafte Gewohnheiten beizubehalten.

Teil vom Belehrbar sein ist allerdings, dass man sich eingesteht, dass man nicht in einem Solochristentum lernen kann. Dass man nicht alles weiss, sondern Lernbedarf hat und dass man auch nicht alles selbst herausfinden kann. Belehrbarkeit bedeutet, über seinen jetzigen Erkenntnisstand und die eigene Meinung hinwegzuschauen und trotzdem einen Rat anzunehmen.

Ich mag mich an solch eine Situation erinnern, in der ich das tun musste. Als mein zweiter Sohn 8 oder 9 Monate alt war, war er enorm anhänglich. Ich konnte nicht einmal einen Schritt von ihm weg machen, ohne dass er zu quengeln begann. Ein sehr anstrengendes Verhalten. Darum habe ich die Frau von einem Ältesten aus unserer damaligen Gemeinde um Rat gefragt. Meine erste Reaktion über ihren Rat war jedoch Verwunderung, denn ich sollte mein 8-monatiges Baby erst dann hochheben, wenn es nach meiner Ermahnung aufhörte zu weinen. Kann er überhaupt schon verstehen, was ich von ihm will und nützt das wirklich etwas, zweifelte ich insgeheim? Trotzdem setzte ich den Rat um und zu meiner Verwunderung hatten wir das Problem nach nur einer Woche gelöst.

Was mich den Rat umsetzen liess, war einerseits die Entscheidung, belehrbar zu sein, weil Gott mich dazu auffordert. Hätte ich das in diesem und in vielen anderen Fällen nicht getan, hätte der Rat noch so gut sein können, ich hätte ihn nicht umgesetzt! Und andererseits wusste ich, dass dieser Rat von einer vorbildlichen, gottesfürchtigen Frau kommt.

Eine gute Ratgeberin ist daran zu erkennen, dass sie in ihrem Alltag ein gottgewolltes Verhalten aufzeigt. Nicht immer in Perfektion, aber es ist offensichtlich, dass sie danach strebt. Sie wird nicht mit menschlichen Weisheiten raten, sondern biblische Wahrheiten vermitteln. Sie wird nicht ihr eigenes Verständnis der Dinge weitergeben, sondern die unveränderte Wahrheit und Lehre von Gottes Wort, dessen Prinzipien Antworten zu allen Lebensfragen hat. Das sind die Kriterien, anhand denen man als junge Frau eine Lehrerin des Guten erkennt. Dabei ist ihr Wandel ist massgebend und nicht, ob ihr Einrichtungsgeschmack meinem entspricht, ihre Brille dem neusten Modetrend entspricht oder wie gut sie mit technischen Dingen vertraut ist.

Gottes Idee ist es, dass wir die Prinzipien aus seinem Wort verstehen und sie im Leben von jemand anderem vorgelebt bekommen.

Chris Mueller

Die Herzenshaltung hinter dem Belehrbar sein

Sich einzugestehen, dass man Lernbedarf hat, dass man nicht alles allein kann, sondern andere Christen benötigt, um zu wachsen und Gott wohlgefällig zu wandeln, sich zu öffnen und mit anderen über seine Fragen, Nöte und Schwierigkeiten zu sprechen, oder auch sich korrigieren zu lassen und auf Sünde aufmerksam gemacht zu werden, ist nicht einfach.

Gar nicht einfach wenn wir ehrlich sind. Denn Stolz kommt unserer sündhaften Natur dabei immer wieder in die Quere. Es ist Stolz, der Belehrbarkeit im Wege steht. Denn ein stolzes Herz lässt sich nicht gerne etwas sagen und findet schon gar nicht, dass es Korrektur nötig hat. Ein stolzes Herz glaubt vorwiegend an sich selbst. Doch die Bibel warnt uns vor Stolz und benennt es ganz klar als Sünde:

Sprüche 21,4: Stolz der Augen und Hochmut des Herzens – die Leuchte der Gottlosen ist Sünde.

Sprüche 18,12: Vor dem Sturz will das Herz des Mannes hoch hinaus, aber der Ehre geht Demut voraus.

1. Johannes 2,16: (…) denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt.

Dem Stolz direkt gegenüber steht die Demut, wie wir in Sprüche 18,12 lesen. Und Demut ist auch die Zutat, die wir benötigen, um belehrbar zu sein. Demut ist eine Eigenschaft, die zu jedem Christen gehören sollte, da die Gnade Gottes Demut ermöglicht und von Stolz befreit. Denn alles, was wir als Christen haben, haben wir aus und von Gott. Gott ist es, der uns zur Errettung brachte und nicht unser eigener Wille (2. Timotheus 1,9). Nur dank des Werkes von Jesus sind wir vor Gott gerechtfertigt (Römer 3, 24), wir selbst können uns nicht rechtfertigen. Auch Gottes Liebe und seine Gnade kann uns niemals wieder abhanden kommen (Römer 8,39). Das bedeutet, dass unser Stolz völlig unnötig ist, weil wir selbst nichts bringen können und auch nicht müssen. Von der Sündenerkenntnis über die Entscheidung der Errettung, der Rechtfertigung vor Gott bis hin zur Nachfolge ist alles allein Gottes Wirken in uns! Es ist wie John Piper sagt: “Stolz ist der Glaube in sich selbst, hingegen Demut glaubt an Gott.”

Kolosser 3,12: Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut!

Demut ist die Zutat, die wir benötigen, um belehrbar zu sein.

Das richtige Verständnis vom Evangelium ist also entscheidend, damit wir demütig und infolgedessen belehrbar sind. Wenn wir glauben, dass Gott uns trotz des Werkes von Jesus immer noch verurteilt, böse auf uns ist oder uns sogar wieder fallen lassen könnte, dann ist es kein Wunder, wenn wir Angst davor haben Schwachheiten zuzugeben. Ebenso ist es nicht verwunderlich, dass wir einen gewissen Stolz aufbauen und versuchen, christliche Superhelden zu spielen. Und dann ist es auch verständlich, dass wir lieber niemanden zu tief in unsere privaten Angelegenheiten hineinschauen lassen möchten, denn wir befürchten von anderen genauso hart verurteilt zu werden, wie wir irrtümlicherweise denken, dass Gott uns verurteilt.

Und ja, es stimmt, Gott verurteilt Sünde. Er muss es tun! Er ist ein heiliger und gerechter Gott. Doch durch seine Gnade, die er uns durch Jesus schenken möchte, sind wir von der Konsequenz der Sünde befreit. Denn jeder, der an Jesus glaubt und ihn als seinen Erretter bekennt, steht vor Gott nicht mehr als Sünder da, sondern kann, vertreten durch Jesus, als tadellos erscheinen (Römer 10, 10).

Römer 3,24: Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes
und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.

Kolosser 1,21+ 22: Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unsträflich vor sich hinzustellen.

Und so sind wir wieder bei der Gnade, die auch hier der Schlüssel ist, damit wir uns von älteren Frauen belehren lassen können. Durch die Gnade Gottes können wir ungeniert anderen Menschen gegenüber offen sein, Sünde bekennen und uns belehren lassen. Denn wenn wir vor Gott nichts zu befürchten haben, warum dann vor Menschen? Und schon gar nicht vor Menschen, die selbst erkannt haben, was für eine grosse Gnade sie selbst empfangen haben. Such dir also eine Lehrerin, die Gottes Ausmass der Gnade in ihrem Leben verstanden hat. Und auch wenn du ihr deine Schwachheiten preisgibst und sie dich auf Sünde hinweisen wird, wird sie dich nicht verurteilen. Mit derselben Barmherzigkeit, die sie in ihrem Leben erfahren hat, wird sie dir begegnen und dich zu einem Wandel anleiten, der Gott gefällt.

Sprüche 28,13: Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden.

Gesucht – Eine geistliche Mutter

Vielleicht fragst du dich nun, “Ja, aber wie finde ich denn eine solche Lehrerin des Guten?”. Vielleicht sehnst du dich auch schon länger nach einer älteren Frau, die dich beraten kann und die du dir als Vorbild nehmen kannst. Findest aber niemanden, der verfügbar ist und biblischen Rat weiter gibt.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es nicht immer leicht ist, eine geistliche Mutter zu finden, die ein Vorbild und eine Lehrerin sein kann. Und ich weiss auch, dass viele junge Frauen enttäuscht sind, weil sie kaum ältere Frauen in ihrer Umgebung haben, von denen sie lernen können.

Damit sich eine jüngere und ältere Frau finden, benötigt es von beiden Seiten ein aktives Bemühen. Doch es gibt einiges, dass du als jüngere Frau von deiner Seite her tun kannst, damit du eine ältere Frau findest, die dich anleiten kann und von der du lernen kannst:

  • Bete dafür: Bring deinen Wunsch, von älteren Frauen lernen zu wollen, im Gebet vor Gott. Bitte Gott, dass er dir gottesfürchtige Frauen zeigt und dir eine Beziehung zu ihnen schenkt, in der sie dich anleiten können und in der du von ihnen lernen kannst. Bete auch dafür, dass du demütig und belehrbar bist.
  • Gehe auf ältere Frauen zu: Mache in deiner Gemeinde oder deinem Umfeld den ersten Schritt und gehe auf ältere Frauen zu, von denen du siehst, dass sie einen Gott gewollten Wandeln vorleben. Sei mutig und warte nicht bis eine ältere Frau auf dich zukommt. Denn dein Wunsch belehrbar zu sein, und evtl. auch deine Fragen und Schwierigkeiten, sieht man dir in den meisten Fällen nicht an. Darum musst du deutlich mitteilen, dass du auf der Suche nach einer Lehrerin bist und bereit bist zu lernen.
  • Zeige dich offen und sprich über deine Schwierigkeiten: Wenn du mit einer älteren Frau im Gespräch bist, dann sei offen und ehrlich. Erzähl von dir und deinen Schwierigkeiten. Und vielleicht bist du überraschst, was für Gespräche und Beziehungen sich daraus entwickeln, nur weil du offen warst und über deine Fragen und Nöte gesprochen hast.
  • Stelle Fragen: Stelle deine Fragen, die du hast, den älteren Frauen in deiner Gemeinde und Umgebung. Fragen sind optimale Gesprächseinstiege und damit forderst du sie in ihrer Verantwortung heraus, jüngere Frauen zu belehren. Auch wenn dein Gegenüber im ersten Moment vielleicht noch keine Antworten hat, wird es sie darin anspornen, biblische Antworten darauf zu finden. Darum schweige nicht über deine Fragen, sondern lass ältere Frauen wissen, dass junge Frauen sie benötigen. Stelle dabei geschlossene Fragen wie: Wie hast du das damals gemacht mit Baby und der Stillen Zeit? Ich habe Mühe meine Kinder abends allein ins Bett zu bringen, hast du einen Tipp für mich? Wie schaffen es du und dein Mann neben den Kindern Zeit für euch zu finden?
  • Lass ältere Frauen in deinen Alltag hinein: Lade ältere Frauen in dein Zuhause ein, frage sie zum Babysitten an, oder um dir mit der Wäsche zu helfen, oder auch einfach mit den Kindern einen Spaziergang zu machen. Dabei lernt ihr euch besser kennen, die ältere Frau erlebt deinen Alltag und sieht vielleicht auch Punkte, in denen sie dir ganz praktisch raten kann. Umgekehrt gehe auch du zu einer älteren Frau zu Besuch und hole dir Inspiration für den Haushalt oder wie sie ihre (grösseren) Kinder handhabt usw.
  • Bitte ältere Frauen, für dich zu beten: Auch eine gute Art, deinen Alltag mit einer älteren Frau zu teilen, ist, ihr konkrete Gebetsanliegen mitzuteilen, für die sie beten kann. Bitte sie auch gleich darum, bei dir immer mal wieder nachzufragen, wie es dir damit geht. Das motiviert dich an dem Problem (z.B. die Sache mit der Stillen Zeit) dranzubleiben, weil du weisst, es wird nachgefragt. Da möchte man ja eine positive Antwort geben.
  • Besuche Anlässe für Frauen: Ob nun deine Gemeinde frauenspezifische Anlässe organisiert (wie Mutter-Kind Gruppen, Frauenstunden, Frauenfrühstück usw.) oder ob du zu einem Frauenanlass einer anderen Gemeinde oder Ähnliches gehst, Gott kann dich auch durch Frauen belehren, zu denen du keine persönliche Beziehung hast und die du vielleicht nur einmal siehst.
  • Lies Bücher und Artikel zu diesem Thema: Auch wenn ich denke, dass eine persönliche Beziehung zu einer oder mehreren älteren Frau wichtig ist, können auch bibelfundierte Bücher und Artikel unterstützen, Gottes Willen für dich als Frau zu erkennen und auszuleben. Auch mir halfen Bücher schon viel, vor allem auch um Zeiten zu überbrücken, in denen mir so eine Titus 2-Frau als Vorbild fehlte.
  • Denke in Phasen: Wie bei allem im Leben, wird auch dieses Thema von Lebensphasen geprägt. Du wirst vielleicht nicht immer gleich stark von älteren Frauen geprägt. Ich hatte auch Zeiten, da habe ich wie erwähnt vorwiegend von Büchern gelernt. Dann gab es Zeiten, in denen ich gleich von vier Frauen intensiv angeleitet wurde. Und dann gab es Zeiten, in denen ich über eine längere Zeit eine ältere Frau immer wieder um Rat fragen konnte, währen ich selbst anfing, jüngere Frauen anzuleiten. Einigen Frauen bin ich nur einmal begegnet und habe aus diesem einen Treffen sehr viel mitgenommen, andere Frauen begleiten mich schon länger und ich lerne von ihnen stetig etwas dazu.


Wie oben bereits angedeutet, erkennst du eine gottesfürchtige Frau an ihrem Wandel und an ihrem Rat, der sich nicht auf ihre Erfahrungen gründet, sondern auf biblischen Grundprinzipien und Prioritäten. Doch ich möchte hier auch erwähnen, dass auch ältere Frauen sündhaft und nicht perfekt sind.

Auch als jüngere Frauen müssen wir darauf achten, dass wir an älteren Frauen nicht menschlich unerreichbare Ansprüche stellen, und deswegen denken, wir könnten nichts von ihnen lernen. Eine Frau wird dir vielleicht in einem Bereich ein grosses Vorbild sein und kann dir diesbezüglich gut raten. In einem anderen Bereich hat sie vielleicht selbst Mühe und noch Lernbedarf. Dafür kann dir eine andere Frau in einem anderen Gebiet weiterhelfen. Grundsätzlich gilt immer, dass wir alles prüfen und das Gute behalten sollen.

1. Thessalonicher 5,21: Prüft aber alles und das Gute behaltet.

Was ist dein Ziel?

Ich möchte, dass du einen kurzen Moment über diese Frage nachdenkst: Was ist dein Ziel für dein Leben? Die Ziele, die wir uns in unserem Leben setzen können, sind endlos. Und es ist auch nicht falsch, sich im Leben gewisse Ziele zu setzen.

Als wiedergeborene Christen sollten wir jedoch ein grosses Ziel haben, dem sich alle anderen Ziele unterordnen. Es ist Gott zu lieben, mit unserem ganzen Herzen, unserem ganzen Verstand und unserer ganzen Seele (5. Mose 6,5; Matthäus 22,37+38). In Titus 2,3–5 finden wir dieses neue und oberste Gebot spezifisch auf uns Frauen angewendet. Denn Titus 2 fasst die Prioritäten, Aufgaben und Eigenschaften einer Frau zusammen, die Gott mit ihrem ganzen Leben dient.

Und so kann man sagen, dass das Lebensziel jeder Frau darin besteht, so zu werden wie die Frau, die uns in Titus 2 beschrieben wird. Egal in welchem Alter, jede Frau soll daran arbeiten, von Gott mehr und mehr in diese Frau verändert zu werden. Und auch wenn du jetzt noch jung bist, sollte dein Lebensziel sein, eines Tages selbst für jüngere Frauen eine Lehrerin des Guten zu werden.

Auch wenn du jetzt noch jung bist, sollte dein Lebensziel sein, eines Tages selbst für jüngere Frauen eine Lehrerin des Guten zu werden.

Wenn die nach uns kommenden Generationen erfahrene und gottesfürchtige Frauen als Lehrerinnen und Vorbilder haben sollen, dann müssen wir jetzt, als junge Frauen, anfangen zu lernen. Dann dürfen wir nicht warten und denken, ich habe noch Zeit eine solche ältere Frau zu werden. Und besonders wenn du enttäuscht bist, dass du nur wenige ältere Frauen in deinem Umfeld hast, die dir Vorbilder und Lehrerinnen sein können, nimm dir vor, jetzt schon an dir zu arbeiten. Damit nicht eines Tages eine (aus deiner Sicht) jüngere Frau sagen muss, ich habe keine Lehrerin des Guten.

Auch ich befinde mich auf diesem Weg, mehr und mehr in eine Frau nach Gottes Herzen verwandelt und eine Lehrerin des Guten zu werden. Und ich weiss, dass ich so lange ich hier auf Erden bin, nie ausgelernt habe. Manchmal wünschte ich mir, ich würde schneller lernen oder wäre schon weiter. Und auch ich bin manchmal etwas enttäuscht wenn ich in älteren Frauen kein Vorbild finde. Doch in solchen Momenten muss ich mir immer bewusst machen, dass Gott auch über meinen geistlichen Lernprozess souverän ist (Philipper 1,6). Und das ist er auch bei dir. Doch wir müssen bereit sein zum Lernen und uns demütig belehrbar zeigen.

Kommst du mit mir auf den Weg, eine gottesfürchtige Frau zu werden, die jetzt schon daran arbeitet, eines Tages (oder bereits jetzt) jüngere Frauen anzuleiten? Damit Gottes Wille für uns Frauen, Ehefrauen und Mütter anhand der Bibel von Generation zu Generation weitergegeben wird? Das ist mein Gebet, dass Gott verherrlicht wird und dadurch noch viel Frucht in unseren Familien, Ehen, Kindern, Gemeinden und Mitmenschen hervorgebracht werden kann!


Quellen:

1 Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/wb/belehrbar

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